Table of Contents Table of Contents
Previous Page  6025 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 6025 / 9133 Next Page
Page Background

[305/306]

341

Ein solcher Vergleich hat festzustellen, daß der Ausgangspunkt

des deutschen, wie zum Teil auch des griechischen Idealismus der

Empirismus und demgemäß auch der Subjektivismus war, sowohl in

erkenntnistheoretischem wie gesellschaftlich-sittlichem Sinne. Kant

geht vom subjektiven Apriori aus; aber er fügt ein Über-Subjek-

tives im „Ding an sich“ hinzu. Ähnliches finden wir bei Sokrates

und Platon, die aber dem Subjektivismus den Allgemeinbegriff (das

Apriori) in mehr ontologischer Form entgegenstellen. Fichte geht

vom Ich aus, dessen „Selbstsetzung“ aber als Äußerung des absoluten

Ich gefaßt wird. Je mehr später der Idealismus sich entfaltet, um so

selbstverständlicher tritt das Übersubjektive hervor (Aristoteles,

Schelling, Hegel).

Der alte Idealismus zeigt in der Verfahrenfrage denselben Gegen-

satz zur kausalmechanischen Auffassung wie der neue

1

, bildet aber

allerdings mehr das teleologische Verfahren aus, der neue mehr das

dialektische.

Die Einteilung der Philosophie im alten Idealismus erscheint auch

im neuen wieder.

Die Ausbildung des alten und des neuen Idealismus führt in ähn-

licher Weise von den Vermittlungsbegriffen zum Gottesbegriff als

der letzten Forderung des idealistischen Begriffsgebäudes hin. Diese

Entwicklung zeigt sich von Kant zu Fichte und Schelling; Hegel

fand sie schon vollendet vor. Sie zeigt sich ebenso bei Sokrates und

dem jungen Platon, während sie Aristoteles ebenfalls schon voll-

endet vorfand.

/

VIII.

Gesamtrückblick auf die Hauptunterschiede zwischen Empiris-

mus, Apriorismus und entfaltetem Idealismus

A.

Die E i n g e b u n g s g r u n d l a g e

Der Empirismus stützt sich vor allem auf das sinnliche Bewußt-

sein; er ist die Philosophie der sinnlichen Natürlichkeit, das heißt

Ungeistigkeit, das heißt des naturhaften Menschen. Daher wir den

Empirismus als Philosophie der Plattheit einerseits, der Naturver-

1

Siehe oben S. 187.