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drittens: Gott als Schöpfer und Erhalter der Dinge. Der innere /

Lebensgang des dreifaltigen Gottes wird unterschieden von Gott als

dem Schöpfer dieser Welt, von jener Seite Gottes, mit welcher er

sich dieser Welt zuwendet. (Gott als dem Schöpfer und Erhalter der

Dinge entspricht der „äußere Mensch“, der wollende, handelnde,

leibliche Mensch.)

Gott als Schöpfer darf nicht im deistischen Sinne gefaßt werden.

Gott gleicht nicht dem Uhrmacher, der die Uhr macht, aufzieht und

nach mechanischen Gesetzen ablaufen läßt, das heißt die Welt sich

selbst überläßt. Denn die Welt geht nur weiter, wenn Gottes fort-

erhaltende Schöpfung dabei ist, wenn er der Welt einwohnt. —

Aus dieser Einwohnung und Mitwirkung folgt, daß Gott auch — im

übertragenen Sinne — nach seiner Schöpferseite und Weltzugekehrt-

heit hin an den Veränderungen der Welt teilnimmt. Das sprach der

Meister in dem kühnen Satze aus: „Gott wird und entwird.“ Der

Schöpfer, der in der Welt mitwirkt, schafft die Dinge immer anders

in der Zeit, im Innern der Gottheit kann sich nichts ändern.

Dasselbe ist nun im inneren und äußeren Menschen. Hier bewährt

sich wieder der echte Begriff der Ebenbildlichkeit. Unser innerer

Mensch „schmeckt die Kreatur als Gabe Gottes“, er verspürt das

Wesen Gottes auf ihrem Grunde, der äußere Mensch schmeckt sich

nur äußerlich, nämlich als Kreatur. Aber der innerste Mensch, sagt

Meister Eckehart weiter unten, schmeckt sie als „von jeher mein“.

Der innerste Mensch, der Seelengrund, hat die Einheit mit Gott nie

aufgegeben, und was Gottes ist, ist daher auch sein. (Diesem Gedan-

ken werden wir unten nochmals begegnen.)

In dem Begriffe „Gott als Schöpfer“ liegt auch, was wir zuvor

1

als die Gegenseitigkeit von Schöpfer und Geschöpf bezeichneten.

Zum Schöpfer gehört das Geschöpf. Das drückt Angelus Silesius in

kühnen Worten aus:

„Ich weiß, daß ohne mich Gott nicht ein Nu kann leben.

Werd’ ich zunicht, er muß von Not den Geist aufgeben.“

Würde das Geschöpf zunichte, so wäre der Schöpfer auch kein

Schöpfer mehr, denn nur der ist Schöpfer, der ein Geschöpf hat. Da-

mit ist abermals der Satz beleuchtet „Gott wird und entwird“, näm-

1

Siehe oben S. 379.