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lich nicht die Gottheit, sondern Gott als Schöpfer, soferne sich in
seiner geschöpflichen Welt immer Neues darstellt.
5. „Nû kum ich wider ûf mîne rede: got smacket ime selber in allen Dingen.
Diu sunne wirfet ûz iren liehten schîn ûf alle crêaturen, unde dâ diu sunne /
iren schîn ûf wirfet, daz ziuhet si in sich unde verliuret doch niht ir schînlich-
keit.“
1
Erläuterung. Mit diesem Vergleiche soll vor allem der Vorwurf
des Pantheismus abgewehrt werden, den man in Selbstliebe und
Selbstschmecken fälschlich vermuten könnte
2
. Wie die Sonne die
Gegenstände bescheint, den Schein wieder in sich zieht („Wider-
spiegeln“ = Reflex, entsprechend dem Selbstschmecken Gottes) und
doch nichts von ihrem Scheinen (Scheinlichkeit, die Kraft, zu schei-
nen) einbüßt; und ferner auch: doch sie selbst bleibt, so auch Gott.
Obgleich er in der Welt mit dabei ist, wird und vergeht, bleibt er
doch unberührt. Er bleibt, was er ist, und verliert auch nichts durch
Ausstrahlen (Schaffen) der Geschöpfe. Eine klarere Absage an den
Pantheismus ist nicht denkbar. Aber es scheint, die Gegner wollen
sich nicht gerne überzeugen lassen.
6.
„Alle crêatûren verzîhent sich irs lebens ûf ir wesen. Alle crêatûren
tragent sich in mine Vernunft, daz si in mir vernünftic sint. Ich alleine bereite
alle crêatûren wider zuo gote.
Wartent, waz ir alle tuont.
Nû kum ich wider ûf mînen inren und uf mînen uzeren menschen. Ich sihe
an die lylien ûf dem velde und iren liehten schîn und an ir varwe und an al ir
bletter. Aber ir swelge der ensihe ich nit. War umb? Da ist der swelge in mir.
Aber daz ich spriche, daz ist in mir und ich spriche ez ûzer mir. Alle crêatûren
die smackent mime uzern menschen als crêatûren, als win unde brôt unde
fleisch. Aber mînen inren menschen ensmacket sie niht als crêatûre, mêr: als ie
iemer.“
3
(als von je und je, das heißt ewig)
Erläuterung. Der erste Absatz knüpft an den früheren Gedanken
an: „alle Kreaturen haben ihren Lauf auf ihre höchste Vollkommen-
heit“
4
. — Hier wird der Gedanke dahin erweitert, daß der
Mensch nur durch seine Erkenntnis alle Kreaturen in sich befaßt und
dadurch wieder zu Gott zubereitet. „Sorget, was Ihr alle tuet“, ist
1
Meister Eckhart, herausgegeben von Franz Pfeiffer, Leipzig 1857, S. 180,
Zeile 18—22.
2
Er wurde schon oben unter Punkt 2 zurüdckgewiesen.
3
Meister Eckhart, herausgegeben von Franz Pfeiffer, Leipzig 1857, S. 180,
Zeile 22—33.
4
Siehe oben Punkt 3 — vielleicht sind diese Zeilen verstellt und gehören
hierher.