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Dem entsprechen in der Schöpfung (im All):
G o t t h e i t
(die Quelle des innergött-
lichen Lebens)
Die u r b i l d l i c h e
W e l t
(die Ideenwelt in Gott)
Die z e i t l i c h e
S c h ö p f u n g
(die außergöttliche Welt,
die Kreaturen)
Dem entspricht in der Seele:
S e e l e n g r u n d o d e r
F ü n k l e i n
(Stätte der Geburt Gottes
in der Seele)
H ö h e r e S e e l e n - N i e d e r e S e e l e n -
k r ä f t e
k r ä f t e
(Sinnlichkeit, äußeres
Handeln, das äußere
Werk)
Der i n n e r s t e
M e n s c h
Dem entsprechen in
L a u t e r e A b g e -
s c h i e d e n h e i t
(in ihr wirkt der Mensch
nicht, sondern gelangt zur
Schauung. „Er wirkt und
ich werde“)
Dem entsprechen im Menschen:
D e r i n n e r e M e n s c h
(Vernunft, Wille,
Gedächtnis)
R e i n e O r d n u n g
d e r S e e l e n k r ä f t e
(Fruchtbarmachung der
Schauung in ihr)
Der ä u ß e r e
M e n s c h
W i r k e n a u s d e r
r e i n e n O r d n u n g
d e r S e e l e n k r ä f t e
(Fruchtbarmachung der
Schauung durch die See-
lenkräfte hindurch im
Wirken)
der Lebens- und Wirkordnung der Menschen:
Dem entsprechen drei Lebensstufen (Tugenden)
1
:
H e i l i g k e i t
L e b e n n a c h d e r
L e b e n n a c h d e m
(Abgeschiedenheit)
V e r n u n f t
G e s e t z e
(Leben in Wissenschaft
und sittlichem Handeln /
Diese Übersicht zeigt uns die menschliche L e b e n s o r d n u n g
a l s A b b i l d d e r g ö t t l i c h e n O r d n u n g u n d W e l t -
o r d n u n g .
Sie zeigt uns damit, daß Meister Eckeharts Lebensbegriff gänzlich
an das Überweltliche angeknüpft ist. Wirken ist Fruchtbarmachung
des Schauens und kann darum zuhöchst nur Wirken aus Abgeschie-
denheit sein. Der Mensch hilft die göttliche Weltarbeit voll-
enden, aber er wirkt nur aus dem Grunde (dem Seelengrunde =
Weltgrunde). Heiligkeit ist daher an sich nicht Verlassen der Welt,
1
Meister Eckhart, herausgegeben von Franz Pfeiffer, Leipzig 1857, S. 638,
Zeile 1 ff., S. 189, Zeile 6 ff. (Der Gerechte); Marthapredigt, S. 51, Zeile 17 ff.
und öfter.