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wurde

1

. In Deutschland pflegt Fichte auf Grund seiner Schrift „Der ge-

schlossene Handelsstaat“ (1800) unter den Sozialisten genannt zu werden;

aber nicht mit Recht. Fichte bestimmt das Eigentum nicht als Recht auf

Sachen, sondern als ausschließendes Recht auf eine bestimmte Tätig-

keit. Fichte wandte sich im „Geschlossenen Handelsstaat“ gegen die

Arbeitswerttheorie Smiths und gegen den freien Wettbewerb. Er ver-

langt eine ständisch durchgeordnete Wirtschaft und sucht von der orga-

nischen Staatsauffassung aus eine gerechte wirtschaftliche Ordnung zu

entwerfen. Der Staat bemißt die wirtschaftlichen Tätigkeiten der Er-

zeugung und des Handels und verteilt sie so auf die einzelnen organi-

sierten Stände, daß alle Bürger ungefähr gleich angenehm leben können.

Der auswärtige Handel, der das Gleichgewicht dieser Organisation stören

könnte, ist nach Möglichkeit auszuschließen. — Fichtes Lehre ist aller-

dings sehr zentralistisch. Er erkannte aber als erster die Notwendigkeit

jeder Gemeinwirtschaft, nach Geschlossenheit zu streben, und sprach da-

mit den Gedanken der Selbstversorgung noch bestimmter aus als vor

ihm die Merkantilisten. — Das Wesen des Geldes sah Fichte nicht im

Geldstoffe. Sein nur im Innern geltendes „Landesgeld“ steht in keinem

Wertverhältnisse zum metallischen „Weltgelde“. Fichte entwickelte als

erster eine rein chartalistische Geldauffassung

2

.

Von Adam Müller wesentlich beeinflußt war Heinrich von Kleist,

dessen „Katechismus der Deutschen“

3 4

ohne ihn wohl kaum denkbar wäre.

Ähnliches gilt von Ludwig Tiecks und Joseph von Eichendorffs

4

staats-

wissenschaftlichen Äußerungen und Schriften; ferner zum Teil auch von

jenen Friedrich von Schlegels

4

, der aber zugleich das geschichtliche Ver-

fahren allerdings selbständig / entwickelte (Begründung der Indoger-

manistik!). — Uber den Freiherrn vom Stein, siehe Seite 74 und 148.

In der Staatslehre war Adam Müller (neben Fichte und Schelling) auch

Vorläufer von

Hegel,

er beeinflußte aber auch Hegels Nachfolger, wie

z. B.

Friedrich Julius Stahl

(geboren 1802, trat 1819 vom jüdischen zum

evangelischen Glauben über, wurde Mitbegründer des politischen Kon-

servatismus, „Philosophie des Rechtes“, 1830—1837) und den

jüngeren

Fichte

(System der Ethik, Leipzig 1850—1851); zum Teil sogar Liberale

des Vormärz.

Ehe wir die Geistesverwandten Adam Müllers, Thünen und List, be-

handeln, werfen wir noch einen Blick auf die nachromantischen Ver-

fasser.

1

Siehe oben S. 117. — Vgl. Hans Riehls Einleitung zu Fichtes „Reden

an die deutsche Nation“. In; Hans Riehl: Fichtes Schriften zur Gesell-

schaftsphilosophie. I. Teil: Reden an die deutsche Nation, Jena 1928

(= Die Herdflamme, Bd 15).

2

Vgl. unten S. 229. — Vgl. auch Wilhelm Andreae: Staatssozialismus

und Ständestaat, Jena 1931.

3

Zusammengestellt bei Jakob Baxa: Gesellschaft und Staat im Spie-

gel deutscher Romantik, a. a. O., S. 233—247.

4

Auszüge bei Jakob Baxa: Gesellschaft und Staat im Spiegel deut-

scher Romantik, a. a. O., S. 19 ff.; 468 ff. und 512 ff.