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durchdringenden Beschaffenheit (Qualität) an, eben der Beschaf-
fenheit des Enthaltenseins in der es befassenden und überhöhenden
Ganzheit. Ja, der Bewußtseinscharakter des Enthaltenseins ist,
wenn durch Sammlung erfaßt, schon Andacht, Glaube.
B.
Von den E r s c h e i n u n g s w e i s e n d e s ü b e r s i n n -
l i c h e n B e w u ß t s e i n s
1.
Gestaltenlehre der Religionen
Von der Grundtatsache her, daß das übersinnliche Bewußtsein
nicht in sich selbst bestimmt, sondern erst an Nachgeordnetem ver-
mittelt sei, wird auch einzig und allein verständlich, warum es so
überaus verschiedene Erscheinungsformen haben könne. An an-
d e r e m W i s s e n , a n a n d e r e r K u n s t , a n a n d e r e m
S t a a t e , a n a n d e r e n G e m e i n s c h a f t s b i l d u n g e n ,
a n a n d e r e n S y s t e m e n d e s H a n d e l n s w i r d s i c h
a u c h d a s ü b e r s i n n l i c h e B e w u ß t s e i n a n d e r s
f o r m e n . Denn in dieser Anderheit liegt auch eine andere Weise
des Enthaltenseins, ein anderes Weltgefühl. Was Andacht, was der
Kern des Übersinnlichkeitsbewußtseins daran ist, bleibt dasselbe;
woran es sich formt, das allein macht es verschieden. / Daraus möch-
ten wir folgende grundsätzliche Unterscheidungen des übersinn-
lichen Bewußtseins ableiten.
a.
M y s t i k
Das Innewerden des Enthaltenseins überhaupt, und zwar als reines
Erlebnis, also noch abgesehen von jeder begrifflichen Konkretisie-
rung, ist seinem Kerne nach mystisch. Je tiefer, gesteigerter dieses
Innewerden, umso mehr haben wir hier die mystische Form
des übersinnlichen Bewußtseins (mystische Religion, mystische
Philosophie) vor uns. Alle Mystik drängt auf erhöhte Bewußtseins-
zustände (Ekstasen) hin, welche sozusagen das Enthaltensein als
s o l c h e s gesteigert erleben wollen. Diese Steigerung kann aller-
dings nie zur Vergegenständlichung selbst führen. Sie kann aber
dazu führen, die Einheit des menschlichen Wesens mit dem göttli-
chen zu erfahren. Meister Eckehart sagt: „Die Seele ist viel enger mit