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bewiesen wird), so verdunkelt er doch eine höhere Wahrheit, den
Monotheismus. Zur richtigen Beurteilung des Polytheismus muß
man allerdings sagen, daß niemals ein Volk gelebt habe, welchem
der höchste und einzige Gott völlig unbekannt gewesen wäre. Aber
die heidnischen Religionen haben die mittleren Mächte und die
Naturwesen praktisch nicht mehr als bloße Mittler der Gott-
heit genommen, sondern als die Gottheit selbst und diese nur noch
abstrakt verehrt. Tritt dagegen der im Bewußtsein des Enthalten-
seins höchste Ausgliederungsgrund der allbefassenden Ganzheit,
Gott, allein in den Vordergrund, dann entsteht der Monotheismus.
Der Monotheismus ist demnach keineswegs ein völliger Gegensatz
zum Polytheismus, wie fälschlich angenommen wird, vielmehr die
höchste Reinigung und Steigerungsform desselben.
/
c.
V e r p e r s ö n l i c h u n g G o t t e s
Das übersinnliche Bewußtsein ist an sich selbst in jedem Falle
unbestimmt. Das Bestimmtwerden des Glaubens an Lieben, Wissen,
Gestalten, Handeln drängt aber in allen Fällen darauf hin, das Gött-
liche persönlich zu fassen.
Das Innewerden des Enthaltenseins vollzieht sich überall in der
Weise, daß das Verhältnis zu dem befassenden Höheren nach Art
des eigenen Wesens, daher als ein persönliches erscheinen muß.
Person will Person. Daher wir denn auch die höchste Mystik und
die tiefste Naturreligion Gott persönlich denken sehen. Das
s c h l i e ß t a b e r n o c h k e i n e n A n t h r o p o m o r p h i s -
m u s i n s i c h , e s m u ß v i e l m e h r a u f T h e o m o r -
p h i s m u s d e s M e n s c h e n g e d e u t e t w e r d e n . Denn
Glied deutet auf Ganzheit. Was Glied ist, kann nicht von absolut
anderer Art sein als die Ganzheit selbst. Theomorphismus heißt
nichts anderes als die Ebenbildlichkeit des Gliedes.
Doch ist das hier nicht weiter zu verfolgen
1
. Wesentlich ist für
uns auch bei diesen Gedankengängen das Ergebnis: daß der Kern des
übersinnlichen Bewußtseins überall der gleiche sei; nur die D e u -
t u n g — ob monotheistisch, polytheistisch, pantheistisch — eine
1
Über den Begriff der Persönlichkeit und Uberpersönlichkeit vgl. unten in
der Rückverbundenheitslehre.