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noch so wie damals. Die / Nützlichkeit des Gebets aber liegt in

der Unterwerfung unter eine stärkere Macht“

1

.

Zeigte sich das Arteigene des übersinnlichen Bewußtseins auch

daran, daß es erst an den späteren Stufen seine Verwirklichung

findet: so verstehen wir, daß es manches in sich schließt, was an

den a n d e r e n S t u f e n v e r g l e i c h s w e i s e w i e d e r -

k o m m t und auch nur durch Ausdrücke aus diesen niederen, uns

zugänglichen Stufen verdeutlicht werden kann. Das Enthaltensein

im Höchsten zeitigt G o t t e s f u r c h t w i e G o t t e s l i e b e .

Aber es ist Furcht, Schauer anderer Art, Liebe höherer Innigkeit als

jene, die der Mensch auf den gewöhnlichen Bewußtseinsstufen be-

sitzt.

Das übersinnliche Bewußtsein weist auch eigene V o l l k o m -

m e n h e i t s - u n d U n V o l l k o m m e n h e i t s e r s c h e i -

n u n g e n auf. Das deutete schon unser Hinweis auf die atheisti-

schen Formen desselben und auf die Verkümmerungen an

2

. Wir

werden darauf in späterem Zusammenhange noch stoßen

3

.

C.

Das m e t a p h y s i s c h e B e w u ß t s e i n

i m b e s o n d e r e n

Als metaphysisches Bewußtsein bezeichnen wir jene Abart des

religiösen Bewußtseins, deren Schwerpunkt in der begrifflichen

Ausdeutung und Darlegung des Übersinnlichen liegt. Aus diesem

Grunde ist Metaphysik zunächst dasselbe wie die gelehrte Theo-

logie, denn auch diese hat die begriffliche Ausdeutung der in einer

bestimmten Religion enthaltenen inneren Erfahrungen und Offen-

barungen zur Aufgabe. Während aber die Theologie jeweils an

einem bestimmten, schon vorangestellten Religionssystem haftet,

schaltet die Metaphysik freier. Daß die Metaphysik allerdings je-

mals von einem geschichtlich gegebenen Religionssysteme völlig

frei wäre, ist ein Irrtum. Platon wie / Meister Eckehart knüpfen

an ihre Religionen, Novalis knüpft an den christlichen und antiken

Glauben zugleich an

4

.

1

Arnold Oskar Meyer: Bismarcks Glaube, 2. Aufl., München 1933, S. 10.

2

Siehe oben S. 23 f., 28 f. und 32.

3

Vgl. unten S. 34 f. und öfter.

4

Novalis: Die Christenheit oder Europa (Schluß).

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