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demnach unter anderem auch für Wollen und Handeln). Die form-

lose und unbeherrschte Weise der Eingliederung hat dagegen, das

liegt am Tage, leicht schwächende und zerstörende Folgen für das

Gezweiungsleben. Schwächung des Gezweiungslebens bedeutet aber

Verarmung des Gemütes und Stärkung der Ichbefangenheit. Hier,

nicht auf der Willensebene liegen also die entscheidenden Folgen.

Übrigens soll damit nicht gesagt sein, daß L e b h a f t i g k e i t

und edle L e i d e n s c h a f t die Gemeinschaft nicht noch mehr zu

stärken vermögen, aber als Massenerscheinung genommen, wohnen /

ihnen allerdings zum Teil Gefahren des Mißbrauches inne

1

.

Zu den Mißformen des Benehmens im weiteren Sinne gehören

auch U n v e r t r ä g l i c h k e i t u n d S t r e i t s u c h t . Zank

und Streit sind so weit verbreitet, daß gar manche Kunstwerke, so

die Sagas, das Nibelungenlied, die Opern Wagners (in zum Teil un-

gestalter Weise), die Opern Mozarts (in verklärter Weise), davon

stark mitbestimmt sind. Auch die Streitsucht sowie ihre planvolle-

ren Formen, z. B. die H ä n d e l s u c h t , d i e P r o z e ß s u c h t ,

ferner die K l ü n g e l b i l d u n g i m L e b e n d e r p o l i t i -

s c h e n P a r t e i e n u n d K ö r p e r s c h a f t e n , gehören in

Wahrheit nur untergeordneterweise dem Willensbereiche, der äuße-

ren Selbstbeherrschung an. Wesentlich ist vielmehr ihr oft geradezu

dämonischer Zug der Zerstörung der Gezweiung. Daher hat sie

verwüstende Folgen für das gesamte innere Leben. Soweit sie die

Gemeinschaft stört, gehört sie dem Gezweiungsbewußtsein an und

wurzelt (wie jede Störung der Gliedstellung) zuletzt in Selbstsucht;

soweit sie aber alle innere Stetigkeit und Ruhe verhindert und

auch im Zanksüchtigen selber keinen Frieden aufkommen läßt, ist

sie S e l b s t z e r f l e i s c h u n g . Insofern hat sie in der inneren

Unruhe ihre eigene Wurzel, also nicht in mangelhafter Mitfühl-

samkeit. Diese innere Unbefriedetheit deutet auf innere Wider-

sprüche, sogar auf Irresein. Selbstsucht und innere Störung des gei-

stigen Gefüges sind also die Grundlagen der so weit verbreiteten

Streitsucht und Unverträglichkeit. Daher denn auch ihre Heilmittel

keine anderen als Mitfühlsamkeit, Liebe, die allein von Selbstsucht

befreien, und Sammlung, die zu innerer Ruhe, Klarheit und Wider-

spruchslosigkeit führt, sein können.

1

Über die Stellung der Leidenschaften siehe unten S. 107 und 222 f.