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der äußeren, sinnlichen auch innere Erfahrung zur Voraussetzung,

welche, wenn sie z. B. aus dem Gezweiungsbewußtsein und dem

übersinnlichen Bewußtsein stammt, von der Sinnlichkeit grund- /

sätzlich verschiedene Bestandteile besitzt (wie denn auch das ver-

hältnismäßig hohe Geistesleben von Menschen mit geringer sinn-

licher Erfahrung, so die taubstumm und blind geborene L a u r a

B r i d g e m a n beweist); und 2. muß noch etwas über alle äußere

sinnliche Erfahrung Hinausgehendes da sein, damit es zur Ein-

gebung komme. Und dieses Etwas liegt im Schöpfertume des

menschlichen Geistes. Es ist der schöpferische Anstoß, der aus der

höheren Ganzheit, in welcher der subjektive Geist enthalten ist,

kommt und das menschliche Geistesleben zu einem „Schaffen aus

Geschaffenwerden“ macht. Das Geschaffenwerden ist im Auftreten

der Eingebung beschlossen; das Schaffen ist das Aufnehmen und

eigene Darstellen, die Verarbeitung der Eingebung (worüber erst

in der Rückverbindungslehre mehr zu sprechen sein wird).

Für die Unableitbarkeit der Eingebung aus Erfahrung spricht

auch der bekannte Umstand, daß dem Geiste die Eingebungen

„unwillkürlich“ kommen, daß er ihrer jedenfalls nicht vollständig

mächtig ist. Das macht: Im Z u s t a n d e d e r E i n g e b u n g

s i n d d e r G e i s t u n d s e i n G e g e n s t a n d n o c h e i n s .

Darum das Traumhafte, Nachtwandlerische aller schöpferischen Zu-

stände. Der Geist empfängt, was er nicht selbst gesetzt hat. Er ist

davon erfüllt, besessen, Bewußtsein und Gegenstand fließen noch

zusammen. Erst indem sich der Geist von seiner Eingebung ablöst,

unterscheidet, sie sich gegenüberstellt, sie verarbeitet, entsteht das

gliedernde Denken.

Unser Geist schafft immer, er ist immer am Werke — weil er

immer geschaffen wird, immer Einfälle hat. Nicht nur große Ein-

gebungen, auch kleine und kleinste stürmen unaufhörlich durch ihn

hin. Das Versiegen der Einfälle ist mit dem Aufhören geistigen

Seins gleichbedeutend, es ist darum der Zustand der D u m p f -

h e i t , schließlich des B l ö d s i n n s . Dumpfheit, Blödsinn sind gei-

stiges Welken, das Aufhören inneren / Lebens, innerer Eingebung,

eine Unvollkommenheits- und Zerrüttungserscheinung des Geistes.

Aus all dem folgt, daß die Eingebung großen Stils wie der Ein-

fall kleinster Art die Grundlage alles Denkens bilden.