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6.
Die Artung der Eingebung begründet vornehmlich die jeweilige
Begabung des Menschen
Die Eingebungen bestimmen das gesamte höhere Geistesleben
des Menschen. Welche Eingebungen dem Menschen zu kommen
pflegen und für welche er sich erziehen und vorbereiten kann — das
ist es, was vornehmlich die Anlage oder Begabung des Menschen,
seine innere Verfassung ausmacht. Demgemäß ist es vor allem die
Lehre von den Eingebungen, wo diejenigen Untersuchungen, die
man in der jüngsten Zeit mit dem Namen „Charakterologie“ be-
legte, ihre Stelle finden. (Allerdings dürfen die anderen Stufen dabei
nicht übergangen werden.) Jede Charakterlehre muß auf einem
Lehrbegriffe der Begabung beruhen und jeder Lehrbegriff der Be-
gabung wieder auf einem Lehrbegriffe der Ausgliederungsordnung.
Dadurch ist erst eine Einteilung und Formenlehre der Begabung
möglich, denn in allen Stufen und Teilganzen zeigen sich arteigene
Fähigkeiten. Diese stehen aber nicht zusammenhanglos da, sondern
in sinngemäßen Entsprechungen zueinander.
Wenn wir sagen, daß die Begabungs- und Charakterlehre v o r -
n e h m l i c h an die Eingebungen anzuknüpfen habe, so denken
wir daran, daß die Begabung mit der Fähigkeit zum Glaubens- und
Gezweiungsbewußtsein über die sachlichen Eingebungen (für die
wir oben auf gelehrtem und künstlerischem Gebiete Beispiele gaben)
hinausgreift. Es liegt sogar am Tage, daß die Erlebnisfähigkeit des
Übersinnlichen und der Gezweiung die Grundlage der sachlichen
Eingebungen ist, denn alle höheren Eingebungsinhalte, wie Hel-
dentum, Treue, Liebe, Freundschaft, haben die Gezweiung am
Grunde, deren tiefstes Wesen aber insofern übersinnlicher Natur
ist, als sie die Einerleiheit der Gezweiten und die Hingebung in
sich schließt.
Uber diese Fragen wird die später zu entwickelnde Lehre von
den Vorrängen Aufschluß geben.
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Der in der Eingebung auftretende Inhalt ist es nicht allein, der die
Begabung entscheidet. Denn die Eingebung muß schon in bestimm-
ter A u f f a s s u n g s w e i s e zur Annahme gelangen: entweder als
Gegenstand gewußt oder als Form gestaltet werden. Dieser Begriff
der Fassungsweise der Eingebung wird erst völlig klar, wenn wir
die nächste Stufe ins Auge fassen, die Kunst.
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