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sität des Landbaues, während sich Ricardo hauptsächlich mit der
Rente der Fruchtbarkeit des Bodens befaßte.
Der dem Marktort nähergelegene Grund und Boden genießt durch
seine Lage einen Vorzug (Rente), weil er die Preise wegen der kleineren
Frachtkosten mehr ausnützen kann, während der entfernt gelegene Bo-
den nur die um die Frachtkosten verminderten Preise erzielt. Am Rande
des isolierten Staates ist die Grundrente gleich Null. — Der Begriff der
Rente der Lage ist heute die Grundlage für die Erklärung der s t ä d t i -
s c h e n G r u n d - u n d H ä u s e r r e n t e (Baurente).
Wir müssen fragen, ob auch diese Rente eine „Führerleistung“ ver-
güte
1
. In Wahrheit vollbringt auch der verkehrsreichere Boden (z. B.
Stephansplatz in Wien, Potsdamer Platz in Berlin) eine Vorzugsleistung
im Vergleiche zum verkehrsarmen Boden. Doch ist dabei die einzelne
Person so wenig beteiligt, daß allerdings Ungerechtigkeiten entstehen, die
durch öffentliche Maßnahmen auszugleichen wären.
Der Wechsel der Kreise bestätigt auch unsere Lehre vom ab-
n e h m e n d e n
u n d
z u n e h m e n d e n
E r t r a g s z u w a c h s e
2
.
Am Beispiele des Getreidekreises zeigt sich das Gesetz des abnehmen-
den Ertrages; denn nur wenn die extensive Wirtschaft, z. B. die Feld-/
graswirtschaft, weniger Aufwände für die erzeugte Einheit erfordert als
die Fruchtwechselwirtschaft, ist sie imstande, die größeren Frachtkosten
wettzumachen, kann sie bei niedrigerem Preise die rationellere sein; das
Gesetz des zunehmenden Ertrages zeigt sich dagegen beim Übergange
von einem Kreise zum andern, nämlich als Übergang zu einem n e u e n
O p t i m u m . Vom kapitalarmen Waldkreise aus ist sowohl der Übergang
zum kapitalreichen ersten Kreise wie zum kapitalreichen Fruchtwechsel-
kreise mit steigender Ergiebigkeit verbunden; ebenso vom kapitalreichen
Getreide- zum kapitalreichen Viehkreise.
b. Die empirische Gültigkeit der Standortlehre
Thünens Kreislehre bleibt bis heute die vornehmste theoretische
Grundlage der Agrarpolitik. Im einzelnen gilt sie freilich nur unter
Voraussetzungen, die in der Wirklichkeit nicht zutreffen, nämlich
gleichartiger Boden und gleichartige Verkehrsverhältnisse. Dennoch
zeigt die Erfahrung oft starke Annäherungen. Den ersten Thünen-
schen Kreis der Gartenwirtschaft kann auch heute jedermann sehen,
der mit der Bahn eine Großstadt verläßt. Im Mittelalter aber war
die Thünensche Aufeinanderfolge der Wirtschaftssysteme, z. B. für
die Umgebung Berlins, deutlich nachweisbar. Heute erfolgt die
größte Verwerfung durch Eisenbahnen und sonstige billige Verkehrs-
mittel, die weit entfernte Böden in größte Marktnähe rücken (z. B.
1
Siehe oben S. 105 f.
2
Siehe oben S. 85 ff.