Table of Contents Table of Contents
Previous Page  630 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 630 / 9133 Next Page
Page Background

144

[124/125]

nun einmal Bedingung des Kredites ist, die persönlichen Beziehungen zu

Kapitalgebern (die mit ihren bestimmten Wohnsitzen oft genug den Aus-

schlag für den Standort geben) sowie das „ K a p i t a l h ö h e r e r O r d -

n u n g “ , das ja gleichfalls nicht quantifizierbar (weil unverbrauchlich)

ist, und das die Staatsgebiete, die Gaue, die Gemeinden voneinander

scheidet; zweitens aber wird bei jener mathematisch-mechanischen Be-

handlung, wie sie Alfred Weber und seine Nachfolger versuchen, ver-

kannt, daß auch die „Kosten“ nie etwas mechanisch Gegebenes sind, son-

dern (a) von den jeweils zu errichtenden Betrieben, schließlich (b) vom

gesamten Gliederbau der Wirtschaft abhängen (wie denn auch bei Thü-

nen der Gliederbau der gesamten Landwirtschaft vorgegeben ist). Die

W e r t e w i e d i e G ü t e r s i n d s t e t s g e g e n s e i t i g , es gibt keine

isolierten Werte noch Güter. „Arbeits“- und „Verbrauchsorientierung“

haben daher keine eigenen mathematischen Größen, keine eigenen „Ge-

wichte“, weil sie diese vielmehr erst mit dem Gliederbau der Wirtschaft

erhalten, der sich aber selbst erst mit der Errichtung und dem Standorte

der Betriebe gestaltet und entwickelt. — Dies ist auch der Sinn der viel-

berufenen „ g e s c h i c h t l i c h e n E n t w i c k l u n g “ u n d d e r „ g e -

s c h i c h t l i c h e n B e d i n g u n g e n “ d e r S t a n d o r t e , welche

nichts Theoriewidriges enthalten dürfen (also keine anderen Standorte er-

geben dürfen als die Theorie verlangt); soll vielmehr die Theorie richtig

sein, so muß sie die bloß bedingungsweise und mathematisch grundsätz-

lich nicht veranschlagbare Gültigkeit der „Standortfaktoren“ erklären

und verständlich machen. Hamburg z. B. ist nicht durch Meilenzahlen

ein vor anderen günstiger Standort, sondern das besondere Zusammen-

spiel von Ausfuhr-, Einfuhr- und Vertreterfirmen mit Reedereien und

Schiffsmaklern, ferner die daraus sich ergebenden Quellen für Geschäfts-

nachrichten und -Verbindungen (und anderes mehr solcher Art) sind es,

was Hamburg noch heute zum hervorragenden Standorte, z. B. für Ver-

tretungen macht. Wenn daher z. B. eine süddeutsche Fabrik eine Ver-

tretung in Hamburg errichtet, so / sind es n i c h t m a t h e m a t i s c h

f a ß b a r e „ F a k t o r e n“, sondern die schwer ersetzlichen allgemeinen

E i n g l i e d e r u n g b e d i n g u n g e n in die Märkte, die dort gegeben

sind und den Standort der Vertretung bestimmen. „Wo Tauben sind,

fliegen Tauben zu“ — läßt sich das mathematisch fassen? Die „geschicht-

liche Entwicklung“ der Standorte bedeutet demnach nicht etwa eine „Ab-

drängung von der Materialorientierung“ und dergleichen, sondern sie

bedeutet: daß die S t a n d o r t s b e d i n g u n g e n

a l s

s o l c h e

g r u n d s ä t z l i c h n i e m a l s v o r g e g e b e n s i n d , v i e l m e h r

e r s t i n g e s c h i c h t l i c h e r G e g e n s e i t i g k e i t a n e i n a n d e r

e n t w i c k e l t w e r d e n -— durch Einfügung in die schon ausgeglie-

derten Vor- und Nachindustrien, durch Weiterbildung eines gegebenen

Gliederbaues der Wirtschaft überhaupt. Das Räumlich-Geographische ist

nur Vorbedingung, nicht selbst schon Bestandteil der Wirtschaft.

All diese Erwägungen führen immer zu demselben Schlüsse: Es gibt

keine Theorie der „örtlichen Bedingtheit“ der Betriebe oder des geogra-

phischen Standortes, sondern möglich ist nur eine Theorie jener Einglie-

derungsbedingungen, die sich erst örtlich a u s w i r k e n , also örtlich erst

mittelbar bestimmt werden können. Damit ist jede mathematisch-mecha-

nische Fassung der Standortlehre ausgeschlossen.