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vom Reiz allein abhängig, sondern vom sinnvollen Zusammen-

hange, in dem er erscheint, von der Gegenseitigkeit, von der

G l i e d h a f t i g k e i t

d e r

E m p f i n d u n g

i n

e i n e r

s i n n v o l l e n G a n z h e i t . Darum die bekannte Erscheinung,

daß den Sinnen einmal das Größere kleiner, das Wärmere kälter,

das Lautere leiser als das andere Mal erscheint und umgekehrt —

Versuche, mit denen die Sinnesphysiologie Aufhebens macht, als

ob sich das nicht aus der vielfachen und wechselnden Gliedhaftigkeit

der Sinnesempfindungen von selbst verstände. Ebensowenig wie

eine einzelne Vorstellung für sich besteht und erst hinterdrein sich

verbindet

1

, ebensowenig besteht eine einzelne Empfindung für

sich, welche sich hinterdrein mit anderen Empfindungen verbände.

Daher ist aber auch die einzelne Empfindung nicht zuerst da und

wird nachträglich mit einer anderen „verglichen“. Die sogenannte

„Beziehungserfassung“, Vergleichung und so weiter ist also grund-

sätzlich nichts Nachträgliches. Stets kann die „Erfassung“ der Emp-

findung, ihre Bestimmung — z. B. als größer oder kleiner, heftiger

oder schwächer — e r s t a u s d e r G l i e d h a f t i g k e i t h e r -

a u s erfolgen, in der sie erscheint, aus dem Empfindungs- und

Geisteszusammenhange heraus. E i n e u n g l i e d h a f t e E m p -

f i n d u n g g i b t e s n i c h t . Daß diese inhaltliche Bestimmung

der Empfindung freilich nicht reine Willkür sein könne, sondern

an überindividuelle Bedingungen und Gesetze (also auch an die

äußeren Reize und die leiblichen Geschehnisse) mit gebunden sei, ist

selbstverständlich.

Es ist von entscheidender Bedeutung, die Unrichtigkeit jedes

Atomismus der Empfindung einzusehen. Denn ist die Empfindung

einzeln für sich nichts, so ist auch die eindeutige Bindung an den

Reiz ausgeschlossen — aller Mechanismus, aller Ma- / terialismus

der Empfindungslehre ist damit unhaltbar geworden. Daraus folgt

auch, daß das W e b e r - F e c h n e r i s c h e G e s e t z nicht richtig

sei, ebensowenig das G o s s e n s c h e G e s e t z , eine Erörterung,

die uns jedoch abseits führen würde

2

.

1

Siehe oben S. 75 ff.

2

Vgl. mein Lehrbuch der Volkswirtschaftslehre: Tote und lebendige Wissen-

schaft, 4. Aufl., Jena 1935, S. 158 ff.