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von außen, also chemisch-mechanisch betrachtbarer Naturvorgänge (in den leib-
lichen Sinnesorganen und in der Außenwelt). Daher denn auch die Hochschätzung
der Induktion (eine logische Tätigkeit, die es in Wahrheit gar nicht gibt) durch
die empiristische Logik und Psychologie durchaus damit übereinstimmt, daß beide
Schöpfertum des Geistes, Eingebung, nicht anerkennen.
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VII. Die Sprache als Einheit von Denken, Gestalten, Handeln und
Sinnlichkeit
Als klassischen Zeugen für die Richtigkeit unserer Lehre vom
Stufenbau rufen wir die Sprache an. Sie ist die Einheit und blei-
bende Wirklichkeit von Denken, Gestalten, Handeln und Sinn-
lichkeit und überdies von Gezweiung.
Die herkömmliche Seelenlehre erklärt die Sprache als „Aus-
drucksbewegung“, was an sich richtig ist. Aber was ist „Ausdruck“
seinem Wesen nach? Und ferner, w e s s e n Ausdruck ist er? Uns
löst sich der Begriff des Ausdrucks sowohl in Gestalten wie in
Handeln auf. Es genügt auch nicht z. B. zu sagen, die Sprache sei
Ausdruck von Lust und Schmerz, Wahrnehmung und Lockung.
Denn wie käme denn z. B. die Sprache dazu, einen „logischen Ge-
halt“ zu haben, was man doch von jeder Sprache sagen kann? Ge-
staltet wird in der Sprache in Wahrheit ein Gedachtes, dem „Aus-
drucke“ muß etwas Bestimmtes vorgeordnet sein. Alle diese Schwie-
rigkeiten lösen sich, wenn wir die Sprache als Einheit mehrerer
Bewußtseinsschichten erkennen.
Der Gezweiung gehört die Sprache nur mittelbar an, nämlich
als Mitteilung.
Dem Denken gehört die Sprache insofern an, als das auszu-
sprechende Wort einen Gedanken darstellt. Darum hat die Sprache
einen logischen Gehalt. Er kommt vornehmlich in der G r a m m a -
t i k, welche den logischen Gliederungszusammenhang der Worte
widerspiegelt, zum Ausdrucke.
Der Gestaltung, dem künstlerischen Bewußtsein gehört die Spra-
che insofern an, als der Gedanke in die Lautform übertragen
werden muß (bis jetzt immer nur im Geiste gesehen, noch nicht in
der Wirklichkeit, gleichwie ein Gemälde vor dem Geiste des Künst-
lers steht, aber noch nicht in Farben auf der Leinwand ist). In
W o r t - u n d S a t z b a u (dieser künstlerisch, nicht logisch-