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haupt. Denn die Bedingungen des Reichtums sind etwas ganz an-
deres als der Reichtum selbst.
„Produktive Kräfte“ sind nach List: die Gesetze eines Staates, seine
öffentlichen Einrichtungen, Wissenschaft und Künste, Religiosität, Sitt-
lichkeit, Intelligenz und Bildung, Rechtssicherheit, politische Macht des
Staates und vor allem: harmonisches Nebeneinander von Agrikultur,
Manufaktur und Handel in einer Nation. Weiter: „Die Christ- / liche Re-
ligion, die Monogamie... die Erblichkeit des Thrones, die Erfindung der
Buchstabenschrift, der Presse, der Post.. und die Transportmittel sind
reiche Quellen produktiver Kraft... Um den Einfluß der Gewissensfrei-
heit auf die produktiven Kräfte... kennenzulernen, braucht man nur die
Geschichte von England und dann die von Spanien zu lesen. Die Öffent-
lichkeit der Rechtspflege, die parlamentarische Gesetzgebung ... gewäh-
ren den Bürgern... wie der Staatsgewalt eine Summe von Energie und
Kraft, die sich schwerlich durch andere Mittel erzeugen läßt. Kaum ist
ein Gesetz... denkbar, wodurch nicht auf die Vermehrung oder Vermin-
derung der produktiven Kraft... Einfluß geübt würde.“
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List rechnet
aber auch zu den produktiven Kräften: die Schulung der Unternehmer,
die gebahnten Absatzwege, den Kapitalreichtum eines Landes, das ent-
wickelte Verkehrswesen.
List wendet sich auch (wie Adam Müller) gegen Smiths materialisti-
schen Güterbegriff. In diesem, sagt er, „liegt eine Welt von Irrtum — es
gibt keine G ü t e r w e l t . Zu dem Begriff von Welt gehört geistiges,
lebendiges Wesen... Nehmt den Geist hinweg und alles, was ein Gut
hieß, wird zur toten Materie“
2
.
Die Behauptung Smiths, daß ein Volk ebenso wie der einzelne
Kaufmann seine Waren da kaufen soll, wo sie am wohlfeilsten zu
haben sind, und daß Schutzzölle bloße Monopole der Gewerbe-
treibenden auf Kosten der Gesamtheit seien, ist daher, so sagt List,
unhaltbar. Zuerst und vor allem gilt sie deswegen nicht, weil die
durch den Schutz neugepflanzten Industrien ein Glied in der Ge-
g e n s e i t i g k e i t d e r W i r t s c h a f t s z w e i g e bedeuten, ein
Wachstum an fruchtbaren Kräften im G a n z e n der Volkswirt-
schaft! Wie geschieht dies? Dadurch, daß der Schutzzoll nicht dieses
oder jenes einzelne Großgewerbe schützt, sondern das gesamte
Gebäude des Gewerbefleißes.
Wir können den großen Gedanken Lists von der fruchtbaren Gegen-
seitigkeit so verdeutlichen: Die Bergwerke gedeihen am besten, wenn
sie marktnahe Abnehmer in inländischen Hochöfen, die Hochöfen, wenn
sie angeschlossene oder marktnahe Walzwerke haben; diese wieder am
besten, wenn sie marktnaher Abnehmer in Maschinenfabriken, Eisenbah-
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Friedrich List: Das nationale System der politischen Ökonomie, Ba-
sel-Tübingen 1959, S. 146 ff.
2
Friedrich List: a. a. O., S. 18 f.