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den Großgewerben hinreichende Märkte zu bieten, so konnte daraus kein

ausgiebiger Schutz erwachsen. (Erst 1818 einheitlicher Zolltarif in Preu-

ßen, auch in Österreich waren die einzelnen Kronländer durch Zölle ge-

trennt.) Schon im Jahre 1819 forderten die mittel- und süddeutschen

Fabrikanten durch eine von List entworfene Petition „Aufhebung der

Zölle und Mauten im Innern Deutschlands“ durch „Aufstellung eines

allgemeinen deutschen, auf dem Grundsatz der Retorsion beruhenden

Zollsystems“ — also noch im freihändlerischen Geiste. List wurde damit

geistiger Vertreter des D e u t s c h e n Z o l l v e r e i n s , der trotz Met-

ternichs Widerstand durch das Wirken der preußischen Staatsmänner

M o t z u n d E i c h h o r n 1833 auf der Grundlage des preußischen Zoll-

systems zustande kam, aber allerdings nur mit Ausschluß Österreichs.

Damals geschah es hauptsächlich, daß die Ausschließung Österreichs aus

dem Reich, trotzdem es die politische Vormacht gegenüber Preußen noch

unbestritten innehatte, vorbereitet und der kleindeutsche Gedanke

(Deutscher Bund) geboren wurde.

Zur Zeit der Gründung des Zollvereins herrschte die Lehre Smiths und

damit die Theorie des Freihandels in den Gelehrten- und Beamtenkrei-

sen Deutschlands vor. Daher der große W i d e r s t a n d , den Friedrich

List mit seiner Schutzzollehre überall fand.

1.

D a r s t e l l u n g

F r i e d r i c h L i s t , 1789 als Sohn eines Gerbermeisters in Reutlin-

gen geboren, erwarb sich seine höhere Bildung durch Selbststudium.

1817 wurde er Professor in Tübingen. Schon damals machte er die Beob-

achtung, daß die K o n t i n e n t a l s p e r r e , indem sie Deutschland vor

dem überlegenen englischen Großgewerbe schützte, günstig auf das hei-

mische Gewerbe wirkte. „Die erstaunlichen Wirkungen des Kontinental-

systems und die zerstörenden Folgen seiner Aufhebung lagen damals

noch zu nahe, als daß ich sie hätte übersehen können“, erzählt List sel-

ber

1

. 1822 wurde er wegen freiheitlicher Anschauungen zu Festungshaft

verurteilt. Gegen das Versprechen der Auswanderung entlassen, ging er

1825 mit seiner Familie nach Amerika. — Die amerikanische Volkswirt-

schaft zeigte in handelspolitischer Hinsicht einen noch schrofferen Wider-

spruch zwischen der Staatspraxis und der Theorie / des Freihandels als

die deutsche. List erkannte dies. 1827 verfaßte er zwei englische Broschü-

ren, in denen er eine Theorie des Schutzzolles versuchte. 1832 kehrte er,

der glühende Vaterlandsfreund, nach Deutschland zurück und warb rast-

los für den Gedanken eines d e u t s c h e n Z o l l v e r e i n s sowie für

1

Ähnlich hatte sich 1816 Adam Müller in einer Flugschrift „Uber die

Versteigerungen englischer Waren zu Frankfurt am Main“ geäußert. Vgl.

dazu Jakob Baxa: Adam Müller, Ausgewählte Abhandlungen, 2. Aufl.,

Jena 1931, S. 188 ff. — Auch Freiherr vom Stein sprach sich vor Friedrich

List für Schutzzoll und einen allgemeinen deutschen Zolltarif aus. Vgl.

dazu Klaus Thiede: Die Staats- und Wirtschaftsauffassung des Freiherrn

vom Stein, Jena .1928. — Ähnlich Goethe zu Eckermann.