[129]
149
den Bau von E i s e n b a h n e n
1
. Die meisten ersten Eisenbahnen
Deutschlands (so die Dresden-Leipziger Bahn) sind auf seine Anregung
zurückzuführen. — List erlebte in Deutschland viel zu wenig Anerken-
nung. Fast nur der badische Staatsrat N e b e n i u s und in der Fachwelt
B r u n o H i l d e b r a n d (1848) machten eine Ausnahme, später kam
E u g e n D ü h r i n g hinzu
2
. Allerdings erschien sein „Nationales Sy-
stem“ nach kurzer Zeit in dritter Auflage. Trotzdem geriet List, der so
viele Unternehmungen gegründet hatte, auch äußerlich in eine sorgen-
volle Lage. Dazu kamen quälende körperliche Leiden. Im Jahre 1846 hat
er sich bei Kufstein erschossen.
Hauptwerk: Friedrich List: Das nationale System der politischen Öko-
nomie (1840), 8. Aufl., Stuttgart 1925 (mit Bibliographie). Basel-Tübingen
1959.
Gesamtausgabe der Werke Friedrich Lists. Schriften, Reden, Briefe.
Im Auftrage der Friedrich-List-Gesellschaft e. V. mit Unterstützung der
Deutschen Akademie und der Notgemeinschaft der Deutschen Wissen-
schaft, herausgegeben von Erwin von Beckerath, Karl Goeser, Friedrich
Lenz, William Notz, Edgar Salin, Artur Sommer. 8 Bände, Berlin 1927—1932;
daraus Band IV: Das natürliche System der politischen Ökonomie.
Nach der französischen Urschrift erstmals herausgegeben und übersetzt
von Edgar Salin und Artur Sommer, Berlin 1927 (Pariser Preisschrift
von 1837).
Friedrich Lenz: Friedrich Lists kleinere Schriften, Jena 1926 (= Samm-
lung „Die Herdflamme“, Band 10).
List wendet sich gegen die Smith-Ricardische Auffassung der
Volkswirtschaft, und zwar mit Beweisgründen, die denen Adam
Müllers verwandt sind. Smith habe bloß den Tauschwert, sogar
bloß den Tauschwert der Sachgüter, zum Gegenstande seiner For-
schungen gemacht, und nur die körperliche Arbeit als die produktive
Kraft betrachtet. Dieser „Theorie der Werte" müsse eine T h e o r i e
d e r p r o d u k t i v e n K r ä f t e , die hinter den Werten stehen, an
die Seite gestellt werden. „Die Prosperität einer Nation ist nicht...
um so größer, je mehr sie Reichtümer anhäuft, sondern je mehr
sie produktive Kräfte entwickelt hat.“ „Theorie der Werte" — das
heißt nur: Theorie des Wertes und Preises von schon fertigen,
schon vorhandenen Gütern; „Theorie der produktiven Kräfte“ —
das heißt dazu: Erkenntnis der Bedingungen der Entstehung und
Wiedererzeugung der Güter, des gesamten Volksreichtums über-
1
List hat hierin Beziehungen zu Joseph v. Baader (dem Bruder des
Philosophen), der durch S a u t e r als einer der verdienstvollen Förderer
des deutschen Eisenbahnwesens in Erinnerung gebracht wurde. „Ein ver-
gessenes Kapitel aus der Geschichte der Eisenbahnen.“ In: Jahrbücher
für Nationalökonomie und Statistik, 124. Bd, 1926, S. 61 ff.
2
Siehe unten S. 163.