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Liebe durch Wissen; Wissen durch Kunst (sowie durch die Sprache,

das Gedachte muß auch gestaltet ausgesprochen werden); Glaube,

Liebe, Wissen und Kunst durch Wollen und Handeln; Glaube,

Liebe, Wissen, Kunst, Wollen und Handeln endlich wieder durch

die innere und äußere Sinnlichkeit (alle weisen auf die äußere Um-

welt zum Behufe der stofflichen Mittel ihrer Verwirklichung hin).

Wir behandeln diese sowie die früheren Fragen am besten von der

Seite der Unmittelbarkeit und Mittelbarkeit aus, da alles Empfan-

gen Unmittelbarkeit, alles Verarbeiten Vermittlung ist.

C. U n m i t t e l b a r k e i t u n d M i t t e l b a r k e i t

Die Unmittelbarkeit ist jenes nicht weiter zu Beschreibende und

zu Zerlegende (eben weil unvermittelt Einheitliche), welches das

Lebendige in allen Erscheinungen unseres gesamten geistig- / sinn-

lichen Lebens ausmacht, also auf allen Stufen sich zeigt. Mittelbar-

keit oder Vermittelbarung schließt dasjenige in sich, was man auch

richtig „unterscheiden“ nennt. „Unterscheiden“ ist aber nicht etwa

nur beim Denken vorhanden, sondern, wie sich zeigen wird, auf

allen Stufen.

Unmittelbarkeit ist in Glaube und Andacht, Vermittelbarung in

den bestimmten Ausformungen, die sie z. B. in Gebet und Kult

finden (allerdings mit Hilfe der nachfolgenden Bewußtseinsstufen,

besonders des Wissens und der Kunst). Unmittelbarkeit ist auch in

Liebe (oder Haß) Vermittelbarung in den verschiedenen Besonde-

rungen und Untergliederungen der Neigungen oder Abneigungen

(die ebenfalls wieder durch Wissen und Gestalten vorzugsweise voll-

zogen werden). Unmittelbarkeit ist vor allem in der Eingebung,

weshalb diese „geistige Anschauung“ mit Recht heißt; Vermittel-

barung zuerst in der grundsätzlichen Fassungsweise (als Gegenstand

oder Gestalt), sodann in der Verarbeitung selbst durch zerlegendes

und verbindendes Denken sowie durch gestaltendes Bilden. Die

Unmittelbarkeit der Eingebung bleibt aber auch in der Verarbei-

tung bestehen, denn Denken und Gestalten ist auf echte und le-

bendige Weise nur möglich, wenn die Eingebung festgehalten wird.

Je weniger das der Fall ist, umso äußerlicher, unfruchtbarer, irriger

wird die Wissenschaft und umso realistischer, gestaltloser, häßlicher