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die Ganzheit in sich darstellen, ist unschwer zu erkennen

1

. Nach

dem Satze „Das Ganze ist vor dem Teile“ gilt auch der Satz „D e r

w e s e n s n ä h e r e T e i l d e s G a n z e n i s t v o r d e m

w e s e n s f e r n e r e n “ (nicht genetisch, sondern wesenhaft, be-

grifflich, logisch zu verstehen). Es bestehen daher Vorrangverhält-

nisse zwischen allen Teilen der Ganzheit. Diese sind aber als Stufen

und Teilinhalte zu unterscheiden.

A. Die V o r r ä n g e i n n e r h a l b d e s S t u f e n b a u e s

Innerhalb des Stufenbaues liegen die Vorrangverhältnisse offen

da. Es gilt der Satz: Die höhere Stufe ist vor der tieferen. Demnach

gilt:

1.

Der Geistesgrund ist vor allen Stufen des Geistes.

2.

Das übersinnliche Bewußtsein ist vor dem Gezweiungsbe-

wußtsein. Dieser Satz bedarf einer Erläuterung. Allerdings wird

nämlich das übersinnliche Bewußtsein erst verwirklicht, wenn die

Gezweiung erfolgt. Genetisch steht daher die Gezweiung obenan.

Dem Wesen der Sache nach ist aber das Glaubensbewußtsein der

Ausdruck des Enthaltenseins des gesamten, in Gezweiung zur Ver-

wirklichung gekommenen Bewußtseins in einem noch höheren Ge-

samtganzen. Auf dieses, das Enthaltensein in Gott, weist es hin

und darum kommt ihm der höchste Vorrang zu. (In der Gesell-

schaftslehre entspricht dem der Satz: Abgeschiedenheit ist vor Ge-

zweiung.) —Weiterhin gelten die Sätze:

/

3.

Gezweiungsbewußtsein ist vor dem auf Eingebung beruhenden

Bewußtsein (Liebe ist vor Wissen und Kunst).

4.

Innerhalb des auf Eingebung beruhenden Bewußtseins gilt:

Erkennendes Bewußtsein ist vor künstlerischem Bewußtsein (Wis-

sen ist vor Kunst).

5.

Künstlerisches Bewußtsein ist vor dem wollenden und handeln-

den Bewußtsein (Kunst ist vor Handeln).

Nennen wir den gesamten Geistesinhalt vor dem Wollen und

Handeln, welch letzteres ja auf die äußeren Ziele und die äußere

* S.

1

Näheres: Kategorienlehre, Jena 1924, S. 149 ff. [2. Aufl., Jena 1939,

S. 161 ff.].