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weitere, aus dem Gesamtverständnis der Ausgliederung heraus
aufzuklärende Fragen.
I. Ableitung des Stufenbaues
Um die Frage zu beantworten, warum der menschliche Geist
gerade jene Formen und jenen Gliederbau zeigt, die wir an ihm
beobachten, muß das Grundsätzliche der Ausgliederung des Geistes
gefunden werden.
Dieses Grundsätzliche, Wesentliche können wir nach allem Frü-
heren bezeichnen als: Vermittelung, Besonderung. Der Geist geht
überall vom Unmittelbaren zum Mittelbaren. Der G a n g d e r
A u s g 1 i e d e r u n g d e s G e i s t e s i s t d i e
V e r m i t t e l -
b a r u n g d e s U n m i t t e l b a r e n .
Was ist aber dieses Unmittelbare? Ist es reine Einfachheit? — das
Eins schlechthin? — das ist die große Frage, eine Frage, die auch
an die Tiefen der Seinslehre rührt!
Alle Versuche, aus dem schlechthin Einfachen das Vielfache, das
Geteilte zu verstehen, müssen unbedingt scheitern. Je gründlicher
man diese Hauptfrage aller Philosophie durchdenkt, umso gewis-
ser kommt man zu diesem Ergebnisse. Aus Unmittelbarkeit als
bloßer Einfachheit, reiner Unterschiedslosigkeit kann niemals Viel-
falt, Teilung, daher auch niemals Vermittelbarung folgen. Dazu
bedarf es eines mindestens g e b u n d e n e n U n t e r s c h i e d e s ,
eines Ur-Unterschiedes am Anfange.
D i e s e U r u n t e r s c h e i d u n g l i e g t f ü r d e n
G e i s t
i n d e r G e z w e i u n g v o r , d e n n i n i h r s i n d E i n -
h e i t u n d G e s c h i e d e n h e i t b e i s a m m e n .
/
Ehe wir weitergehen, ist der Begriff des Geistes als Vermittel-
barung eines Unmittelbaren im Verhältnisse zu seinem Begriffe als
Selbstobjektivierung zu bestimmen.
Der Begriff der Vermittelbarung begründet den Bewußtseins-
begriff neu.
Den Fichtischen Begriff des Geistes als Selbstobjektivierung (Ich-
Gegenstand-Verhältnis = Wissen) haben wir bereits insofern er-
gänzt, als wir ihm das Ich-Du-Verhältnis, die Gezweiung, vor-