Table of Contents Table of Contents
Previous Page  6322 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 6322 / 9133 Next Page
Page Background

168

[186/187]

B.

Die S t u f e d e s ü b e r s i n n l i c h e n B e w u ß t s e i n s

ist noch durch dieses Unmittelbare allein bezeichnet. Der Glaube

hat, wie sich früher zeigte und am Tage liegt, keine arteigene Ver-

mittlung, denn was als Vermittlung auftritt, gehört den späteren

Stufen an, z. B. dem Wissen (Dogma), der Kunst (sinnbildliche Dar-

stellung der Gottheit), dem Handeln, der Gezweiung (Liebe, Gottes-

liebe).

Das übersinnliche Bewußtsein ist nichts anderes als die Tatsache,

daß alles im Geistesgrunde enthalten sei. Insofern ist es ableitbar,

ist es in seiner Wesenheit und Notwendigkeit einsichtig zu ver-

stehen.

C. Die S t u f e d e s G e z w e i u n g s b e w u ß t s e i n s

macht den wirklichen Beginn der Ausgliederung des Geistes. Die

wirksame Urtatsache ist die Gezweiung. Das Innewerden des An-

deren ist die erste konkrete Bewußtseinsäußerung: Liebe (in ihren

Vollkommenheits- und Unvollkommenheitsformen). — Was das

übersinnliche Bewußtsein enthält, kann es deswegen nicht unmittel-

bar ausgliedern und weitergeben, weil die konkrete, menschliche

Bewußtseinsschichte erst mit der Gezweiung beginnt. Allerdings

ist es eine uralte Erfahrung des religiösen Bewußtseins, daß Glaube

die Liebe begründet. Aber dies bedeutet gewissermaßen die Über-

tragung auf eine andere Ebene. Glaube ist nicht als solcher Sein-

tragendes Sein, denn er wendet sich an Gott, der mehr ist als Sein.

Unmittelbar in sich selbst / finden wir daher im Glauben das

Gezweiungsbewußtsein nicht konkret enthalten. Demnach ist ein-

sichtig zu verstehen, daß erst mit der Gezweiung das wirkliche

Bewußtsein seinen Anfang nehmen könne und darum erst in ihr

seine erste Ausgliederungsform (Besonderung) erhalte. Hiermit ist

dieses Verhältnis von Glaube und Gezweiung vollständig auf-

geklärt.

Im Gezweiungsbewußtsein zeigten sich zwei Elemente enthalten:

das Selbstsein, die Einerleiheit mit sich selbst; das Der-Andere-

Sein, die Vereinerleiung mit dem Andern. In beiden liegt, daß es

keine arteigene Vermittelbarung i n n e r h a l b des Gezweiungs-