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dabei ist nur die äußere Seite der Sache, das Ergebnis. Die wesen-

hafte Seite ist das immer neue Sich-Verbinden der Stoffe untereinan-

der, und zwar nach innerer Wahlverwandtschaft und als Gang des

Lebens selbst. Wäre die Einverleibung lediglich Wechsel der Stoffe

(nur im chemisch-physikalischen Sinne), dann bliebe auch unerklärt,

daß gerade in ihr die G e s t a l t u n g der gesamten Leiblichkeit

und ihrer Teilorgane sich grundlegend vollzieht (wie sich früher

ergab

1

).

/

Weil die leiblichen Sinnes-Organe selbst keineswegs schon die

Sinnes-Empfindung sind, ist es auch gerechtfertigt, sie (als l e i b -

l i c h e Systeme genommen) der Verdauung als der inneren Ver-

bindung, und sogar der Bewegung als der äußeren, erst nachfolgen

zu lassen. Alle Besonderungen und Scheidungen des g e s a m t e n

Leibes setzen eben alle diese Organsysteme schon voraus. Die Or-

gansysteme müssen ideell schon da sein, ehe er sich als Leib beson-

dern (differenzieren) kann.

Auf Grund des Erreichten läßt sich eine weitere Einsicht in die

Sinnesorgane gewinnen. Stellen die äußeren Sinnesorgane die Ver-

bindungsweise des Leibes (und durch ihn des Geistes) mit der

Außenwelt her, so muß der Begriff „Verbindungsweise“ näher be-

stimmt werden. Die Sinnesorgane müssen einerseits den Zuständ-

lichkeiten und Beschaffenheiten der äußeren Natur und andrerseits

dem Wesen und den inneren Zuständigkeiten des Geistes entspre-

chen. Es entsprechen einander:

Licht und Auge;

Schall und Gehör (mit dem schallerzeugenden Organe, der Kehle);

Festigkeit der Stoffe und Tastsinn (der Haut);

Wärme und Wärmesinn (der Haut);

Bewegung und Bewegungssinn (mit Hilfe der Muskeln);

chemische Eigenschaften des Stoffes und der Geschmacksinn (der Zunge mit

dem Verdauungssystem);

chemische Eigenschaften des Stoffes und der Geruchsinn (der Nase);

das Naturganze und der Allsinn des Leibes

2

.

Diese Entsprechungen sind nicht nur für die Beurteilung der

Sinnes e m p f i n d u n g wichtig, sondern auch für die Beurtei-

lung der Verrichtungssysteme, welche den menschlichen Leib auf-

1

Siehe oben S. 190.

2

Vgl. dazu oben S. 119 ff. (über Kaspar Hauser und die Seherin von Prevorst).