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bauen. Diese Verrichtungen gehören nicht eigentlich dem / mensch-
lichen Leibe selbst an, sondern dienen der Herstellung seiner Ver-
bindung mit der Umwelt. Es gehört ja gerade dies zum Begriffe
des Leibes, daß sich der Geist in ihm nicht als Selbstzweck dar-
stellt, sondern zum Zwecke der Verbindung mit der gesamten Na-
tur (nach der Gezweiung höherer Ordnung).
8.
Das System der Fortpflanzung
Da die Verbindung des Geistes mit der Stofflichkeit ein zeitlicher
Vorgang ist, wie alles, was auf natürlichem Gebiete geschieht, muß
das Ergebnis, die Bildung des Leibes, dem T o d e unterliegen. Aus
dieser Tatsache ist das Geschlecht ableitbar. Es muß dafür vorgesorgt
werden, daß diese Zeitlichkeit überwunden werde: das System der
Fortpflanzung. Das Geschlecht ist nicht das Organ des individuellen
Geistes, sondern das der G a t t u n g . Darum tritt die Gezweiung
höherer Ordnung in ihrer v o r z e i t l i c h e n u n d v o r r ä u m -
l i c h e n N a t u r , das Pneumatische, das aller Leiblichkeit zu-
grunde liegt und sich als Überindividuelles erweist, nirgends so
sehr hervor wie im Geschlechtlichen.
Insofern Gattung vor Art ist, hat das Geschlechtssystem den Vor-
rang vor allen anderen Organsystemen; i n s o f e r n aber der
individuelle Organismus (und Geist) sein arteigenes Leben führt
und sein eigenes (allerdings nur gliedhaftes) Dasein hat mit seiner
eigenen inneren Gliederung, hat das Geschlechtssystem keinen Vor-
rang und nimmt an dem Verrichtungssystem der Organe auch nicht
in derselben unmittelbaren Weise teil wie die dem eigenen Aufbau
des individuellen Leibes dienenden Organe. Atmung, Verdauung
usf. dienen dem Leben unmittelbar, das Geschlecht seiner Fortpflan-
zung. Daraus ist verständlich, daß es im alleräußersten Falle auch
fehlen, daß auch der Entmannte noch leben kann, was von keinem
andern Organsysteme gilt. Als Organ der Gattung hat es einerseits
die erste, andrerseits die letzte Stellung im Verrichtungsbaue des
Leibes.
9.
Übersicht
Wir sind am Ende unseres Weges angelangt und glauben, uns der
Lösung einer unendlich schwierigen / Aufgabe genähert zu haben.
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