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Maßgabe des Satzes: Gattung und Art ist vor dem Einzelwesen.
Denn das Geschlechtssystem dient der Sicherung von Gattung und
Art. Nun aber dient der innere Aufbau der menschlichen Leiblich-
keit dem einzelnen Leibesleben an sich (nämlich im Rahmen der
gliedhaften Selbständigkeit, in der das Leben eines einzelnen Orga-
nismus möglich ist). Daher gilt der Vorrang des Geschlechtssystems
n i c h t , sofern es sich um das System der Verrichtungen des Leibes
als eines Einzelwesens handelt. Das Geschlechtssystem tritt hier zu-
rück, wie sich an der Möglichkeit seiner Entfernung (Entmannung)
erweist
1
. Auf diese Weise ist auch die Verfälschung des Vorranges des
Geschlechtssystems, welche in neuester Zeit von der krankhaften
Schule der sogenannten Psychoanalyse ausging, richtiggestellt.
b.
S y s t e m a t i s c h .
Herz und Atmung ist logisch vor Nervensystem.
Nervensystem ist logisch vor Verdauungssystem (Stoffwechsel).
Verdauungssystem, als die innere Verbindung des Leibes mit der
Natur, ist vor dessen mechanisch-räumlicher Verbindung oder dem
Bewegungssystem: Muskeln und Knochen.
c.
Die S i n n e s o r g a n e . — Diese sind keine Organsysteme
als Leistungsträger. Sie verdauen weder noch bewegen sie usf.
Sie sind vielmehr die V e r m i t t l e r von Geist und Leib —
durch die Sinnesempfindung. Man kann sie daher den Verrichtungs-
systemen als einzelnen n i c h t gegenüberstellen.
Die Organsysteme, als die Gesamtheit des Leibes, sind vor seiner
Besonderung zu äußeren Sinnesorganen. Zu diesem Vorrange ist zu
bemerken, daß nicht ein einzelnes Organsystem, insbesondere nicht
das äußere Bewegungssystem (Muskeln und Knochen) den äußeren
Sinnesorganen vorgeordnet ist, sondern nur der von den einzelnen
Systemen gebildete Leib als Ganzes den Sinnesorganen vorgeordnet
erscheint. Daraus folgt die h o h e S t e l l u n g , w e l c h e d i e
S i n n e s o r g a n e h a b e n .
/
2.
Vorrangverhältnisse der leiblichen Sinnesorgane untereinander
Betrachtet man das Verhältnis der Sinne untereinander, so dürfte
die gewöhnliche Meinung dahin neigen, dem Gesichtsinne den
1
Vgl. oben S. 195.