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der Musikalische, ist vor allem Herzensmensch („ ...aber die Seele

spricht nur Polyhymnia aus“). Doch begründet das Gehör auch die

Sprache, wie andrerseits die Gezweiung die erste Eingebung, die

zum Wissen führt (vergegenständlicht wird

1

), begründet. Die Ner-

ven sind wesentlich gekennzeichnet durch das Aufnehmende, Per-

zipierende (allerdings nur dem stofflichen Analogon nach, die Emp-

findung selbst kann nur der Geist aufnehmen); der Gesichtsinn ist

ebenfalls gekennzeichnet durch das Aufnehmende. — Die Verdau-

ung kennzeichneten wir ihrem tiefsten Wesen nach als innere Kom-

munikation des Lebens mit der außerleiblichen Stofflichkeit. Das

Tastgefühl heißt nicht umsonst „Gefühl“, es soll damit eine Innig-

keit der Empfindung angezeigt werden. Bis hierher / reicht also

die Entsprechung, aber hier reißt sie ab. Denn der Träger des Tast-

sinnes ist die Haut. Die Haut kann aber nicht eigentlich zur Ver-

dauung gerechnet werden (obzwar das Verdauungssystem biologisch

als Einfaltung der Haut betrachtet wird). Als Trägerin der Ver-

dunstung steht sie dem Atmungssystem nahe. Immerhin könnte

man zugestehen, daß die Transpiration der Haut ebensowohl dem

Stoffwechsel (also der Verdauung) wie der Atmung, also dem Her-

zen, nahesteht. In ein unmittelbares und eindeutiges Entsprechungs-

verhältnis vermag man aber den Tastsinn gerade durch diese mitt-

lere Stellung der Haut weder zum Herzen noch zum Verdauungs-

system zu bringen. Die Entsprechung ist ferner beim Bewegungs-

sinn insofern keine eindeutige, als dieser Sinn kein eigenes Organ

hat, andererseits ist er aber bekanntlich mit den Muskelbewegungen

eng verknüpft.

3.

Entsprechungen zwischen den leiblichen Organsystemen und den

Geistesstufen

Zwischen der Gliederung des Geistes selbst und der des Leibes

kann es sich nicht um unmittelbare Entsprechungen handeln, son-

dern nur um solche, welche infolge der anderen Natur der stoffli-

chen Ebene, in der sich der Leib bewegt, noch wesentlich mehr ab-

geschwächt sind als bei den sinnlichen Empfindungen, die immer-

hin auf die Stofflichkeit Bezug nehmen. Es kann sich hier nur um

Fernentsprechungen handeln.

1

Siehe oben S. 57 f.