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Vervielfältigung, sondern Wiederherstellung, und zwar der Gattung

(deren Glieder dem Tode preisgegeben sind). Auch das Gedächtnis

ist Wiederherstellung, aber allerdings nur des subjektiven Geistes,

nicht der Gattung.

/

Wir können diese Entsprechungen auch folgendermaßen ordnen:

1.

Organ des Gattungsgeistes: das Geschlechtssystem (hinter welchem aber

der ganze Leib stehen muß); individuelle Fernentsprechung: Gedächtnis.

2.

Organ des individuellen Geistes: Herz und Atmung (an welches sich Blut,

Lunge, Gefäßsystem schließen, von denen wieder alle anderen Organsysteme ge-

fordert werden).

3.

Eigene Organe des Gezweiungsbewußtseins, erkennenden Bewußtseins, ge-

staltenden Bewußtseins, wollenden und handelnden Bewußtseins kann es in einem

strengeren Sinne nicht mehr geben, da diese stets den ganzen Leib mit allen

seinen Organsystemen voraussetzen. Dennoch kann das Herz als das erste Kon-

kretisierungssystem des Geistes (gerade indem es auch die unmittelbarste Äuße-

rung des individuellen Geistes ist — nach Nr. 2) vorzugsweise dem Gezweiungs-

bewußtsein zugeordnet werden (dazu: Gehör

1

). Und mit stets abnehmender

Eindeutigkeit kann weiter zugeordnet werden: das erkennende Bewußtsein dem

aufnehmenden Nervensystem (dazu: Auge

2

); das gestaltende dem den Körper

aufbauenden Ernährungs- oder Verdauungssystem (dazu: Tastsinn

3

); das han-

delnde Bewußtsein dem zur Ausführung besonders notwendigen Muskelsystem.

Diese Bezüge sind aber noch weniger geschlossen und einfach als die früher

genannten.

Die Mangelhaftigkeit der Entsprechungen liegt im Wesen der

Sache. Denn eben weil, wie wir hervorhoben, die Stofflichkeit und

Sinnlichkeit eine a n d e r e E b e n e ist als die Geistigkeit, kann

nur von sehr weitschichtigen Vermittlungen, Entsprechungen ferner

Ordnung die Rede sein, und es kann daher auch kein völliger Ein-

klang zwischen beiden Schichten des menschlichen Lebens bestehen.

Es erklärt sich vielmehr gerade daraus der W i d e r s t r e i t z w i -

s c h e n H ö h e r e m u n d N i e d r i g e m i n d e n S t u f e n

d e r A u s g l i e d e r u n g s o r d n u n g . Weil er besteht, können

die Entsprechungen, die den Einklang kundtun, nur uneigentlich

vorhanden sein.

Dieser Widerstreit spiegelt sich auch innerhalb des Geistes selbst

in dem großen Abstande zwischen: den Stufen höherer / Geistig-

keit und den Stufen der empfundenen Sinnlichkeit. Die Sinnlich-

keit stellt die Natur in unserem Zustande dar; die höheren geistigen

Stufen sind nicht Natur, denn Handeln, Gestalten, Denken sind eine

1

Siehe oben S. 198 und 200 f.

2

Siehe oben S. 122 und 198 f.

3

Siehe oben S. 199 und 201.