[225/226/227]
203
Vervielfältigung, sondern Wiederherstellung, und zwar der Gattung
(deren Glieder dem Tode preisgegeben sind). Auch das Gedächtnis
ist Wiederherstellung, aber allerdings nur des subjektiven Geistes,
nicht der Gattung.
/
Wir können diese Entsprechungen auch folgendermaßen ordnen:
1.
Organ des Gattungsgeistes: das Geschlechtssystem (hinter welchem aber
der ganze Leib stehen muß); individuelle Fernentsprechung: Gedächtnis.
2.
Organ des individuellen Geistes: Herz und Atmung (an welches sich Blut,
Lunge, Gefäßsystem schließen, von denen wieder alle anderen Organsysteme ge-
fordert werden).
3.
Eigene Organe des Gezweiungsbewußtseins, erkennenden Bewußtseins, ge-
staltenden Bewußtseins, wollenden und handelnden Bewußtseins kann es in einem
strengeren Sinne nicht mehr geben, da diese stets den ganzen Leib mit allen
seinen Organsystemen voraussetzen. Dennoch kann das Herz als das erste Kon-
kretisierungssystem des Geistes (gerade indem es auch die unmittelbarste Äuße-
rung des individuellen Geistes ist — nach Nr. 2) vorzugsweise dem Gezweiungs-
bewußtsein zugeordnet werden (dazu: Gehör
1
). Und mit stets abnehmender
Eindeutigkeit kann weiter zugeordnet werden: das erkennende Bewußtsein dem
aufnehmenden Nervensystem (dazu: Auge
2
); das gestaltende dem den Körper
aufbauenden Ernährungs- oder Verdauungssystem (dazu: Tastsinn
3
); das han-
delnde Bewußtsein dem zur Ausführung besonders notwendigen Muskelsystem.
Diese Bezüge sind aber noch weniger geschlossen und einfach als die früher
genannten.
Die Mangelhaftigkeit der Entsprechungen liegt im Wesen der
Sache. Denn eben weil, wie wir hervorhoben, die Stofflichkeit und
Sinnlichkeit eine a n d e r e E b e n e ist als die Geistigkeit, kann
nur von sehr weitschichtigen Vermittlungen, Entsprechungen ferner
Ordnung die Rede sein, und es kann daher auch kein völliger Ein-
klang zwischen beiden Schichten des menschlichen Lebens bestehen.
Es erklärt sich vielmehr gerade daraus der W i d e r s t r e i t z w i -
s c h e n H ö h e r e m u n d N i e d r i g e m i n d e n S t u f e n
d e r A u s g l i e d e r u n g s o r d n u n g . Weil er besteht, können
die Entsprechungen, die den Einklang kundtun, nur uneigentlich
vorhanden sein.
Dieser Widerstreit spiegelt sich auch innerhalb des Geistes selbst
in dem großen Abstande zwischen: den Stufen höherer / Geistig-
keit und den Stufen der empfundenen Sinnlichkeit. Die Sinnlich-
keit stellt die Natur in unserem Zustande dar; die höheren geistigen
Stufen sind nicht Natur, denn Handeln, Gestalten, Denken sind eine
1
Siehe oben S. 198 und 200 f.
2
Siehe oben S. 122 und 198 f.
3
Siehe oben S. 199 und 201.