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Enthaltensein aller Stufen in allen wäre der menschliche Geist keine
Einheit, keine Ganzheit.
Damit ist aber die gleichzeitig vielfache Gliedhaftigkeit der
Stufen wie auch ihrer eigenen Glieder, ihrer eigenen Inhalte oder
Elemente, gegeben. Jeder Gedanke z. B. ist in allen vor- und nach-
geordneten Stufen enthalten. In Glauben und Gezweiung ist er in
der Weise enthalten, daß er als deren Nachgeordnetes ihnen die
Stätte bietet, in der sie sich auswirken und erst gleichsam ihre
bestimmte Konkretheit, Verwirklichung annehmen. Der Glaube
wird gewußt, die Liebe wird gewußt und dadurch verwirklicht,
konkretisiert („Gestaltwandel“) durch den Gedanken. Ebenso dem
Nachgeordneten gegenüber. Der Gedanke selbst ist es, der in
der Kunst seine Gestaltung, seinen Ausdruck findet, z. B. im Worte
ausgesprochen, ausgedrückt wird. Der Gedanke ist also Bedingung
der Kunst. Daraus ergeben sich zwei Sätze:
1. Das V o r g e o r d n e t e i s t G l i e d d e s N a c h g e -
o r d n e t e n i n d e r W e i s e d e r B e d i n g u n g o d e r I n -
h a l t s d a r b i e t u n g ; nur das Gewußte kann gestaltet, nur das
Gewußte und Gestaltete kann gewollt werden. 2. Das N a c h -
g e o r d n e t e i s t G l i e d d e s V o r g e o r d n e t e n
i n
d e r
W e i s e d e r V e r w i r k l i c h u n g o d e r K o n k r e t i s i e -
r u n g , zum Beispiel Liebe und / Wissen konkretisieren den Glau-
ben; die Gestalt (das Wort) konkretisiert den Gedanken; Wille und
Handlung konkretisieren Glauben, Liebe, Gedanken und Gestal-
tung. Diese Sätze sagen im Grunde nichts anderes als die allgemeinen
Vorrangsätze auch
1
.
Die All-Gliedhaftigkeit, All-Gegenseitigkeit der Geistesinhalte
läßt sich mit den Vorrangsätzen genau durchleuchten und verstehen.
Schwierig und undurchsichtig werden die Verhältnisse erst durch
die Störungen und Gebrechen. Das zeigt sich unter anderem daran,
daß bei Geisteskranken jede neue innere und äußere Erfahrung
ganz andere (und gewissermaßen auch unabsehbare) Wirkungen hat
als bei geistig Gesunden.
Bei den T e i l i n h a l t e n kann von einer gleichzeitig viel-
fachen Gliedhaftigkeit deswegen nicht gesprochen werden, weil sie
1
Vgl. oben S. 159 f.