Table of Contents Table of Contents
Previous Page  6379 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 6379 / 9133 Next Page
Page Background

[251/252]

225

1. Schwäche der Eingebung

Die Schwäche der Eingebung läßt sich auf den einzelnen Stufen

kurz folgendermaßen bezeichnen:

Im übersinnlichen Bewußtsein ergibt sie unmetaphysisches We-

sen, Glaubenslosigkeit und Glaubensirrungen (wobei natürlich über-

all nur an den Eingebungsgrund des Religiös-Metaphysischen, nicht

an dogmatische und kirchliche Sonderformen gedacht ist);

im Gezweiungsbewußtsein: Gemütsverhärtung und Gemein-

schaftsverarmung, Trockenheit, Herzensarmut, mit den / weiteren

Folgerungen der Selbstsucht und ihren Formen von Neid, Haß

und anderen, die wir früher schon besprachen;

im erkennenden Bewußtsein: Oberflächlichkeit, das heißt Man-

gel an Tiefsinn (der Tiefsinn gehört der Eingebung, der Scharf-

sinn der Verarbeitung an); das eingebungsschwache Denken ist

darum auch unselbständiges, von Eingebungen anderer abhängiges

Denken (äußere Gelehrsamkeit, unfruchtbare Begriffsspalterei);

im gestaltenden Bewußtsein: Kunst ohne rechte Lebensnähe, da-

her am äußeren Bilde des Gegenstandes haftend, also in der Grund-

richtung: naturalistische Kunst, Äußerlichkeit des Kunstschaffens,

Ästhetentum;

im ausübenden Bewußtsein: ideenloses Handeln, das mehr auf

naheliegende, unmittelbar „praktische“ Ziele gerichtet, schließlich

fast ziellos ist; darum auch Begeisterungslosigkeit des Handelns

(denn ohne Eingebung keine Begeisterung); darum im Grunde

auch wirklichkeitsfremdes (plattes) Handeln, das an der Ober-

fläche haftet; daher diese Art des Handelns bei aller Geschäftigkeit

ohne wahre Tatkraft bleibt (Opportunitätspolitik);

im Bewußtsein der äußeren Sinnlichkeit: schlechte Beobachtung,

Sinnestäuschungen, Sinnesschwäche, Sinnesausfall (z. B. Blindheit,

Taubheit); im Bewußtsein der inneren Sinnlichkeit und des In-

stinktes: Instinktunsicherheit, Triebschwäche, Unlebendigkeit;

endlich in bezug auf das Gedächtnis (die Einheitserscheinung,

die den Teilinhalten angehört): Zerstreutheit, geistige Ermüdung,

Schläfrigkeit (auch im leiblichen Sinne, da die Sinnlichkeit eng mit

der Leiblichkeit verbunden ist), Vergeßlichkeit.

15 Spann 14