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Ganze vor dem Teil sein soll, kann es nicht an sich, nicht als solches

erscheinen. Wenn es nicht als solches, nicht an und für sich erschei-

nen kann, so bleibt es ausgliedernder Grund, ohne in das Ausge-

gliederte zu verströmen. Es veräußert sich nicht in den ausgeglie-

derten Gliedern, sondern verharrt in seinem An-sich. Dieser rein

analytisch-kategoriale Gedankengang bedeutet, daß es in der Ganz-

heit des geistigen Lebens des Menschen etwas geben müsse, das an

sich selbst (als solches) nicht erscheine, nicht konkret-wirklich wer-

den könne.

Auf diese Weise ergibt sich der nüchternsten Überlegung der

Begriff des Geistesgrundes, das An-sich des Geistes.

Besteht aber der Begriff des Geistesgrundes zu Recht, dann ist die

Möglichkeit einer Erhebung des Menschen über seinen konkreten

Ausgliederungszustand vorhanden. Notwendig muß dann der rein

begrifflich folgernde Forscher zu dem Schlusse kommen, daß es

ein E i n z i e h e n , A u f h e b e n , S u s p e n d i e r e n d e s

k o n k r e t e n A u s g 1 i e d e r u n g s s t a n d e s

d e s G e i s t e s a l s G r e n z f a l l g e b e n k ö n n e — und eben das

ist jene Erhöhung, welche uns in den mystischen Zuständen entgegentritt.

Eine Erfahrungstatsache von grundlegender Bedeutung ist, daß

die Z u s t ä n d e d e r E n t r ü c k u n g n i c h t d a u e r n .

Die Erklärung liegt darin, daß die Ganzheit nur in ihrer Ausglie-

derung, nicht in ihrer Rückverbundenheit das Leben dieser Welt

lebt. Das Ausgegliederte kann sich daher nicht dauernd in seinen

Urgrund zurückziehen. Es liegt am Tage, daß die Ausgegliedertheit,

daß die Lebensordnung dieser Welt überhaupt auf die Mitte, / in

der sie rückverbunden ist, nur hinweisen, nicht aber in ihr leben

könne. Sie würde sich sonst selbst aufgeben. Das ergibt sich rein

begrifflich und durchaus einsichtig. Würde der Mensch dauernd im

Zustande der Verzückung, der bildlich eine Berührung des Geistes-

grundes genannt werden kann, verharren, dann wäre er eben nicht

mehr in dieser Welt, sondern auf jener höheren Seinsebene, welche

sich als Ausgliederungsgrund unserer ausgegliederten Welt kund-

gibt.

Endlich ist noch ein weiterer Schluß unvermeidlich. Wird die

Möglichkeit der Berührung des Geistesgrundes zugegeben, so folgt

daraus: daß sie eine Läuterung, eine V e r k l ä r u n g des Geistes

hervorrufen könne. Verklärung ist jene dauernde Läuterung des