[265/266/267]
237
Diese Frage läßt sich mit den Begriffsmitteln der Ausgliede-
rungsordnung nur mittelbar beantworten. Da diese den Vorrang
des Geistes vor dem Leibe lehrt, so folgt daraus, daß keine eindeu-
tige und auch keine durchgängige Abhängigkeit des Geistes / vom
Leibe stattfindet. Das wird auch insofern anerkannt, als selbst
materialistisch eingestellte Psychologen die durchgängige Gültig-
keit der Parallelismus-Hypothese anzweifeln, für „Metaphysik“ er-
klären. Rein begrifflich liegt der Schluß nahe, daß gesteigerte Gei-
steszustände auch eine geringere Abhängigkeit vom Leibe in sich
schließen. Soweit das Grundsätzliche. Für die Einzelheiten bedürfte
es natürlich eigener, die Erfahrung zu Hilfe nehmender Unter-
suchungen.
C.
Die B a n n z u s t ä n d e d e s M e n s c h e n o d e r
d i e s o g e n a n n t e n o k k u l t e n E r s c h e i n u n g e n
Wer heut zu Tage die Tatsachen des
animalischen Magnetismus und seines Hell-
sehens bezweifelt, ist nicht ungläubig, son-
dern unwissend zu nennen
(Schopenhauer: Parerga I, 1850)
Die Geisterwelt ist nicht verschlossen;
D e i n Sinn ist zu, d e i n Herz ist tot!
(Goethe: Faust)
Diese Gruppe von Erhöhungen der geistigen und sinnlichen Er-
scheinungen wurde schon von der romantischen und idealistischen
Geisteslehre behandelt
1
. Neuerdings wird sie, was der / lehrge-
1
Vgl. Joseph E n n e m o s e r , Der Geist des Menschen in der Natur, Stutt-
gart 1849; Gotthilf Heinrich von S c h u b e r t , Geschichte der Seele, 5. Aufl.,
Stuttgart 1878; Immanuel Hermann F i c h t e (d. Jüngere), Psychologie, Bd 1,
Leipzig 1864, §§ 256 ff., Bd 2, Leipzig 1873; Johann Eduard E r d m a n n, Grund-
riß der Psychologie, 5. Aufl., Leipzig 1873 (Hegelisch); B a a d e r (siehe die
Nachweise bei Sauter, Baader und Kant, 1928, S. 331 ff.); S c h e l l i n g , Clara
(S. W. I, 9); S c h o p e n h a u e r , Versuch über das Geistersehen, Parerga I.
Als die k l a s s i s c h e n T a t s a c h e n s a m m l u n g e n dieser Art kann man
bezeichnen: Justinus K e r n e r , Die Seherin von Prevorst, Stuttgart 1829, jetzt in
der Reclambibliothek; Maximilian P e r t y, Die mystischen Erscheinungen der
menschlichen Natur, 2. Aufl., 2 Bde, Leipzig 1872. Für die n e u e s t e Z e i t vgl.
Charles R i c h e t, Grundriß der Parapsychologie und Psychophysik. Aus dem
Französischen von Rudolf Lambert, 2. Aufl., Stuttgart 1923; Emil M a t h i e s e n ,