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Schlaf und Traum

1

; sowie den Zustand des Einschlafens (ein

Zustand mit großer Schauungskraft, in welchem die Sprache nur

aus Bildern besteht); starke Beeinflussung (Suggestion); tierischen

Magnetismus (Hypnose), gesteigert auch Somnambulismus genannt;

Hysterie (in jener Erscheinungsform, in der sie aus Gedankenmacht

den eigenen Körper umbildet

2

, also dem Magnetismus eng ver-

wandt ist); Gedankenlesen und Gedankenübertragen (Telepathie);

automatisches Schreiben und ähnliche Kundgebungen (Automatis-

mus); Hellsehen (Kryptästhesie, Hyperästhesie, sogenannte Psycho-

metrie, worunter man namentlich die Empfindlichkeit für Schick-

sale von Gegenständen versteht); Vorahnen und Weissagen; Be-

wußtseinsspaltung (Ichspaltung); Phantome; Fernbewegen von Ge-

genständen (Telekinese); Materialisationen.

Die Tatsächlichkeit aller dieser Zustände setzen wir als unleug-

bar und unbestreitbar, durch alle Zeiten und Völker hindurch be-

wiesen voraus. Es kämen dazu noch die, allerdings um- / strittenen,

magischen und spiritistischen Erscheinungen, von denen wir aber im

folgenden absehen.

Die Bannzustände mit ihren erhöhten geistigen und sinnlichen

Leistungen hätten die „Erfahrungsseelenlehre“ längst dazu bestim-

men müssen, die Seele völlig anders aufzufassen, als es von ihr ge-

schah. Weder die Begriffsmittel der materialistischen Assoziations-

lehre noch die der neuesten Schulen konnten Erscheinungen wie

Gedankenübertragungen, Hellsehen, Fernwirken (ganz zu schweigen

vom Geistersehen und den Erscheinungen der M a g i e , von der

doch die Jahrhunderte widerhallen) systemgemäß erklären. Statt

1

S c h l a f ist nicht Untertauchen im Bewußtlosen, Schlaf ist ein dem

Magnetischen ähnlicher Zustand, ein Zustand des unmittelbaren inneren

Schauens, den wir aber in das Wachbewußtsein nur zum Teil übersetzen können,

nämlich in jenen tiefen Träumen, deren wir uns erinnern. T r a u m ist

daher Zeugnis der Schauungen des Schlafes. Das Sinnbildliche der Schauungen

im Traume bestätigt die magnetische Natur von Schlaf und Traum.

Als Beispiel dafür, welch hohe Bedeutung die Romantiker dem Traume

für die Erkenntnis des Wesens der Seele beimessen, hier nur ein Wort

von Novalis in den Fragmenten: „Der Traum belehrt uns auf merkwürdige

Weise von der Leichtigkeit unserer Seele, in jedes Objekt einzudringen, sich

in jedes sogleich zu verwandeln.“

2

Vgl. Carl Ludwig Schleich: Gedankenmacht und Hysterie, Berlin 1920.