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menschlichen Wesens, die wir an den größten Menschen beobachten

können.

B.

E r h ö h u n g d e s G e i s t e s a u s e r h ö h t e r

E i n g e b u n g ( D e r s c h ö p f e r i s c h e G e i s t )

Nach den mystischen Verzückungen (Ekstasen) sind jene Zu-

stände zu nennen, welche durch höhere Eingebungen bezeichnet

werden. Hier sprechen in der Geistesgeschichte die Tatsachen eben-

falls eine deutliche Sprache. Daß die P h i l o s o p h i e eines Pla-

ton, Plotin, Eckehart, Bonaventura, Jakob Böhme, Paracelsus nicht

ohne Erleuchtungen möglich gewesen wäre, geht aus ihrem Leben

und ihrem Bildungsgange ebenso wie aus ihrer Arbeitsweise her-

vor. Bei den Neuplatonikern, bei den Verfassern der indischen

Upanischaden steht es ebenso. Bei anderen großen Philosophen lie-

gen die Dinge zwar nicht so klar zutage, aber je gegründeter Zwei-

fel an Zuständen erhöhter Eingebung wären, umso weniger könnte

man sie zu den schöpferischen Gestalten der Geschichte der Philo-

sophie rechnen. Kantens Eingebung des Apriori, Fichtes Einge-

bung der Selbstsetzung, Schellings Eingebung der Naturgeistigkeit

werden die Jahrhunderte bewegen.

/

Im G e z w e i u n g s b e w u ß t s e i n ist von Anbeginn das un-

mittelbare Innewerden (welches eben Eingebung ist) so sehr die

Grundlage von allem, daß es nicht auffällt, wie sehr es sich hier um

etwas Ekstatisches handelt. Liebe, Neigung, Freundschaft sind auf

reine I n n i g k e i t gegründet. Daß dieses Innerlich-Sein und In-

einander-Sein aber noch gesteigert werden und außerordentliche

Formen annehmen könne, beweisen alle Fälle inneren Mitwissens

1

;

beweisen auch alle jene Fälle völliger Hingabe, die bis zur f r e i -

w i l l i g e n A u f o p f e r u n g gehen und in Leben und Ge-

schichte das Edle der Menschennatur wahrlich nicht selten bezeu-

gen. „Hoch klingt das Lied vom braven Mann.“

1

„Meine schöne Wirtin in Mailand... fragte mich . . . , welches die drei

Nummern wären, die s i e . . . in der Lotterie belegt hatte? Ohne mich zu besinnen,

nannte ich die erste und zweite richtig, dann aber, durch ihren Jubel stutzig

geworden, gleichsam aufgeweckt und reflektierend, die dritte falsch.“ (Schopen-

hauer: Versuch über das Geistersehen. Parerga I. Inselausg., S. 364.)