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ihre Begriffe zu ändern, leugnete diese „Seelenlehre“ einfach die
sichersten Tatsachen.
Die herrschende Erklärung der Erscheinungen des gebannten
Bewußtseins ist etwa, daß sie auf „nervösen Lähmungen“ oder auf
einer Ausschaltung des führenden Oberbewußtseins beruhten oder
auch auf einer gewöhnlichen Steigerung der Beeinflussung (Sugge-
stion). Diese Erklärungen können aber meines Erachtens nicht für
voll genommen werden. Denn stützte man die Erklärung bloß auf
„Beeinflussung“ („Suggestion“) oder „Selbstbeeinflussung“, so sähe
man unseres Erachtens die Erscheinungen nur von seiten der Wil-
lensschwäche her; nähme man gar die Ausschaltung höherer Geistes-
vermögen ernsthaft als das Wesentliche an, d a n n b l i e b e d o c h
n u r e i n e A r t v o n n a t u r h a f t e m o d e r s t u m p f -
s i n n i g e m G e i s t e s z u s t a n d e ü b r i g . Es ergäbe sich dar-
aus also gerade nicht das, was so bezeichnend für die Bannzustände
ist, die E r h ö h u n g von Fähigkeiten: erhöhte Sinnestätigkeiten
bis zum Fernsehen und Hellsehen; erhöhte Gedächtniskraft; erhöhte
plastische Bildungskraft in leiblicher Hinsicht bis zu Stigmatisie-
rungen und darüber hinaus zu den Materialisationen; endlich er-
höhte Wirkungskraft bis zum Fern wirken; dazu die Gemüts- und
Gedankenübertragungen, geistiges Durchschauen.
Daß die Leistungen unseres Bewußtseins in den Bannzuständen
uns so wunderbar erscheinen, kommt nur daher — / wir müssen
wieder darauf zurückkommen —, daß wir uns an das mechanistische
Seelenbild der herrschenden Lehre so ganz gewöhnt haben. Die
empiristische Psychologie mit ihrem falschen Begriffe der Ansamm-
lung und Verbindung von Vorstellungen, aus denen in Wahrheit
doch nie und nimmer ein Bewußtsein entstünde, zeigt sich hier in
ihrer ganzen Erbärmlichkeit. Wenn man sich dagegen die ungeheue-
ren Hintergründe des Bewußtseins klarmacht, die sich in der
U n m i t t e l b a r k e i t des Innewerdens der Gezweiten, in der
Eingebung aller Stufen kundgeben, wenn man sich das Wunder der
Selbstsetzung und die Bedeutung der Rückverbundenheit vor
Augen hält, dann erkennt man die umfassende Macht, die unserem
Geiste innewohnt. Und von ihr aus eröffnet sich auch das Ver-
ständnis der Bannzustände. Nur nach Entsprechung der höheren
geistigen Leistungen können auch die höheren Leistungen bei Ban-
nungen zu erklären sein. Nur wenn jeder höhere Bewußtseinsvor-