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gang d a s s e l b e G e f ü g e hat wie die sogenannten hypnotischen
und die hellseherischen Vorgänge, kann man von einer Erklärung
sprechen.
Wesentlich ist nun für alle bedeutenderen Leistungen des ge-
wöhnlichen Bewußtseins — sei es einen Gedanken zu fassen, ihn
auszusprechen, darnach zu handeln — der Umstand: daß dabei der
denkende, gestaltende, sprechende, wollende, tuende Mensch stets
und wesensgemäß im B a n n e der betreffenden Denkaufgabe,
Gestaltungsaufgabe, Wirkungsaufgabe stehe. „Im Banne“ heißt da
aber nicht, daß die höheren Schichten ausgeschaltet seien, es heißt
im Gegenteile, daß die zerstreuenden, die jeweils störenden Ge-
danken, Gestaltungen, Ziele, Handlungen, S i n n e s e m p f i n -
d u n g e n ausgeschaltet seien, kurz gesagt: daß eine S a m m l u n g
u n d V e r s e n k u n g eintrat.
Die Erscheinung der Sammlung ist aber ein Merkmal a l l e r
Geistestätigkeit. Sie ist uns daher in ihrer allgemeinen Gültigkeit
immer wieder aufgestoßen. Vom Standpunkte der Sammlung aus
sind sämtliche Bewußtseinsvorgänge dahin zu kenn- / zeichnen: daß
einerseits bestimmte Tätigkeiten g e w e c k t , andrerseits die stören-
den (und schließlich überhaupt alle anderen) a u s g e s c h l o s -
s e n , zum Schweigen gebracht werden. Darum hört z. B. der
in ein Buch Versunkene die Uhr nicht schlagen. Die gegensätz-
lichen Ausdrücke, welche die Sprache hier anwendet, zeigen die
volle Wahrheit an, daß wir nämlich in das Gedachte, also Erweckte,
— versunken sein müssen, sollen wir beim Gegenstande des Ge-
dankens verweilen und tiefer in ihn eindringen können. (Damit ist
die Annahme der alten Mesmerschule, daß ein „Fluidum“, ein
„Lichtäther“ auf das Medium übertragen werde, nicht grundsätzlich
ausgeschlossen. Jedoch wäre eine solche Übertragung nur eine V o r -
b e d i n g u n g , also physiologischer Art, ähnlich wie das Opium-
essen für die Zustände des Opiumrausches, keineswegs aber eine
Erklärung der geistigen Leistungen selbst.)
In das Geweckte „versunken“ sein und alles andere zum Schwei-
gen bringen — das gerade bedeutet eine Bannung, und zwar im
Sinne eines gehobenen Zustandes; eine Hineinbannung also a) in
das, worin wir uns versenken, und b) eine Hinwegbannung alles
dessen, was stören will.
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