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[301/302/303]

nen Wissens einen gewaltigen Anstoß geben. Ebenso auch der Kunst,

ferner des sittlichen und des religiös-metaphysischen Bewußtseins.

Wie sich zeigt, läßt sich nicht einmal innerhalb weiter Grenzen eine feste

Einteilung der Lebensalter aufstellen. Daher sind auch mancherlei Versuche

gemacht worden, worunter wir nur die Einteilung nach dem Siebenjahre er-

wähnen: 0—7 Jahre; 7—14; 14—21; 21—28; 28—35; 35—42; 42—49; 49—56; 56—63;

63—70. Daß auch diese Einteilung nicht Stich hält, liegt am Tage, mag sie auch

für manche Begabungsarten eine gewisse Bedeutung haben. Ganz allgemein gilt:

Nicht einmal physiologisch — denn sogar Durchbrechen der Zähne, Gehenler-

nen, Ge- / schlechtsreife, Wachstumsdauer und anderes weisen die unglaub-

lichsten Verschiedenheiten auf —, geschweige denn geistig lassen sich bei strenger

Prüfung feste Altersstufen aufstellen. Daß der äußere Schein nach heutiger

Ansicht so sehr für die Abgrenzung fester Altersstufen spricht, kommt nicht

zuletzt daher, daß für die M a s s e n e r z i e h u n g u n d f ü r g e w i s s e

M a s s e n e i n r i c h t u n g e n — wie Schule, Heerwesen, Lehrlingswesen, Wech-

sel der Kleidung nach Lebensaltern bei den Bauern, bei bestimmten Ständen,

Naturvölkern — feste Altersabgrenzungen aus praktischen Gründen schwer zu

umgehen sind. Nun wirken aber diese Einrichtungen ihrerseits bildend auf Leib

und Geist der Menschen. Und das gibt den Menschen wieder ä u ß e r l i c h

das Gepräge jener Altersstufen, welche dem schulmäßigen, wirtschaftlichen,

kriegerischen usw. Ausbildungsgange angehören. Je höher die Geisteskraft und

Begabung des Menschen, umso mehr durchbricht er das Schema der Alters-

stufen und umso mehr machen auch Erzieher des Geistes und des Leibes die

Erfahrung, wie wenig ihren Einteilungen die Wirklichkeit entspricht.

Nach alledem wird ein kühner Ausspruch von Angelus Silesius nicht mehr

ganz unverständlich klingen, welcher lautet:

Ein Kind, das auf der Welt nur eine Stunde bleibt,

Das wird so alt, als man Methusalem beschreibt.

Zusatz über Gründung und Entfaltung des Geistes im Verhältnis zur

Leiblichkeit im besonderen

Die Darstellung des Entfaltungsganges des subjektiven Geistes stößt insbe-

sondere auf die grundsätzliche Schwierigkeit, daß der Geist sich nicht als

solcher, sondern in Verbindung mit einem stofflichen Wesen entfaltet, dem Leibe.

Läßt sich die Entfaltung des Geistes grundsätzlich ohne die Entfaltung des

Leibes betrachten? Das ist eine Grundfrage der inneren Entwicklungsgeschichte

des einzelnen Menschen. Wenn man den Entfaltungsgang des Menschen ein-

teilt in: Säuglingsalter, Kindesalter (bis zur Geschlechtsreife), Jünglingsalter,

Mannesalter, Greisenalter, dann ist man nur den Entfaltungsstufen des mensch-

lichen

Leibes

gefolgt.

Die

E n t f a l t u n g s s t u f e n

d e s

m e n s c h -

l i c h e n L e i b e s s i n d a b e r m i t d e n g e i s t i g e n E n t f a l t u n g s -

s t u f e n n i c h t e i n e r l e i .

D i e G r ü n d u n g des menschlichen Geistes zeigte sich dadurch bezeichnet,

daß der Geist bereits mit sämtlichen Anlagen, die sich später entfalten können,

in die Welt tritt; die E n t f a l t u n g dadurch, daß die Ausbildung nicht alle

diese Anlagen gleichmäßig erfaßt. Die Ausbildung der Anlagen vollzieht sich

wieder in Schichten (oder inneren Kreisläufen) von Zwischengründungen und

Zwischenentfaltungen, und zwar / je nach Begabung, Lebensdauer und innerer

Regsamkeit des Geistes verschieden.