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Hiermit sind wir überhaupt auf die Folgerungen gewiesen, die
sich aus der Aus- und Umgliederungslehre auf die Erziehung er-
geben.
V. Umgliederung und Vorbewußtes
Die Umgliederung hat kein anderes Vorbewußtes
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als die Aus-
gliederung. Es ist das Vorbewußte auf allen Stufen, das in der Ent-
faltung immer dasselbe bleibt, aber im Verlaufe des Entfaltungs-
ganges dennoch in verschiedener Weise hervortritt.
Am Anfänge ist es vorwiegend das Vorbewußte der Gezweiung
und der Sinnlichkeit, später das Geschlechtliche. Die Hintergründe
des geistigen Lebens sind zwar von allem Anfange an wirksam (wie
namentlich bei überragenden geistigen und metaphysischen Bega-
bungen oft schon im frühesten Kindesalter ersichtlich ist), offen-
baren sich aber mehr und mehr erst dem entwickelten Geiste.
Wenn dieser Gang der Entfaltung auch keiner unverbrüchlichen
Ordnung folgt, so zeigt er doch, daß in bestimmtem Sinne auch
von einer Eigentümlichkeit der Umgliederung in bezug auf das
Vorbewußte gesprochen werden kann. Diese Eigentümlichkeit liegt
in der besonderen Richtung, welche die Umgliederung nimmt. D i e
R i c h t u n g d e r E n t f a l t u n g g e h t v o m U n t e r - /
b e w u ß t e n z u m U b e r b e w u ß t e n , das heißt vom unter-
sinnlichen Vorbewußten der Instinkte und Triebe zum Vorbewuß-
ten der höheren Geistesstufen. Den Weg der Erweckung zu gehen,
ist die Bestimmung des Menschen.
Je mehr im Laufe der Umgliederung das sinnliche Bewußtsein
ausgebildet und das äußere Leben in der Umwelt entfaltet wird,
umso mehr wird das Ungenügende des Lebens in diesen tieferen
Schichten des Bewußtseins innerlich gespürt. Die Vervollkomm-
nung, die mehr und mehr gesucht wird, beschränkt sich nicht auf
die niederen Schichten des Bewußtseins, sondern wendet sich den
höheren zu.
Darum das Rastlose der Umgliederung, darum die Unmöglich-
keit des Menschen, beim Erreichen ein Genügen zu finden, darum
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Der Begriff des Vorbewußten wird erst in der Rückverbundenheitslehre
begründet werden.