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der geistige Tod, der mit aller Sättigung, Selbstzufriedenheit,

Selbstgerechtigkeit verbunden ist. Und darum das Grundgesetz aller

Erziehung, Sehnsucht zu erwecken und dadurch den Geist auf

immer weitere Vertiefung hinzuweisen.

Hieraus verstehen wir auch die beiden wesentlichsten Unvoll-

kommenheiten der Umgliederung: das Übergehen dieses nie rasten-

den inneren Strebens in äußere Geschäftigkeit, Hast und Leerlauf

(womit unsere Zeit vor anderen geschlagen ist); oder das Aufhören

dieses Strebens, die innere Trägheit, wie sie namentlich in Plattheit,

Spießerlichkeit zum Ausdrucke kommt.

VI. Umgliederung und Erziehung

Grundsätzlich gehört die Erziehung des Einzelnen der Umgliede-

rung an. Aber andrerseits bilden für sie begrifflich wie der Anwen-

dung nach Ausgliederungsordnung und Umgliederungsordnung des

Menschen eine höhere Einheit. Denn je nach den Eigentümlichkei-

ten der Ausgliederung oder Begabung wird auch jene der Umglie-

derung sich bestimmen. Im Verhältnis der Ausgliederungs- und Um-

gliederungsordnung hat begrifflich die Ausgliederung den Vorrang. /

Daß in der Erziehung nach der geistigen Seite hin wesentliche

Unterscheidungen zu treffen sind, ist eine altbekannte Sache. So

etwa, wenn man die „Charaktererziehung“ von der künstlerischen

oder sonst einer anderen trennte und als verhältnismäßig selbstän-

dig hervorhob. Aber diese Unterscheidungen waren, soviel ich sehe,

nirgends durchgreifend und systematisch.

Die A u s g l i e d e r u n g s o r d n u n g d e s G e i s t e s gibt

uns dagegen die Begriffsmittel an die Hand, mit welchen die Unter-

scheidungen durchgängig getroffen werden. Die U m g l i e d e -

r u n g s o r d n u n g befähigt uns zur Unterscheidung der Entfal-

tungsstufen.

Es gibt nach der Ausgliederungsordnung je eine verhältnismäßig

selbständige Erziehung zu den verschiedenen inneren G e i s t e s -

s t u f e n , und zwar zum übersinnlichen Bewußtsein, zum Gezwei-

ungsbewußtsein (Mitempfinden, Liebe), zum Eingebungsbewußt-

sein, zum wissenden und gestaltenden Verarbeitungsbewußtsein,

zum handelnden Bewußtsein und Charakter, endlich zum sinnlichen