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Bewußtsein und zur Leibespflege (Leibesübungen, zugleich sinnlich

wie leiblich). Es gibt aber auch je eine besondere Erziehung zu den

Tätigkeiten der T e i 1 i n h a l t e, als da sind: Gedächtnis, An-

nahme und Verarbeiten.

Die Erziehung zu den Teilinhalten jedoch ist schon keine einheit-

liche mehr. So spricht man z. B. durchaus ungenau von einer allge-

meinen „Gedächtnis-“, einer allgemeinen „Willensbildung“. Es gibt

aber nur ein Gedächtnis des Gezweiungsbewußtseins, der Ein-

gebung, der logischen Verarbeitung, der gestaltenden Verarbeitung,

des Wollens und Handelns, der äußeren Sinnlichkeit, der inneren

Sinnlichkeit und endlich des Gesamtganzen der geistig-sittlichen

Persönlichkeit selbst — also keine einheitliche Gedächtnisbildung.

Darum läuft diese meistens in eine technische Gedächtnisbildung

des Lernens (der logischen Verarbeitung), allenfalls sinnlicher Ein-

drücke (Erziehung zur Beobachtung) hinaus. Ganz ähnlich steht es

bei der Willensbildung, / in welcher der Wille zur Annahme, der

Wille zur Verarbeitung der Eingebung — man denke an die unge-

heure Energie, welche das logisch-systematische Denken verlangt

und die z. B. ein Baader weniger aufbrachte als ein Hegel —, zur

Beherrschung und Meisterung der Sinnlichkeit jeweils verschieden

ist vom Willen zum Handeln, dem Willen im engeren Sinne.

All diese Unterscheidungen finden wieder ihre Anwendung auf

die U m g l i e d e r u n g s o r d n u n g , je nach den Entfaltungs-

stufen, um die es sich jeweils handelt, z. B. Kindheit, Jugend usf.

Umgekehrt geben die Entfaltungen mit ihren jeweiligen Voll-

kommenheiten und Unvollkommenheiten wieder eigene Hinweise

auf die v e r s c h i e d e n e n Notwendigkeiten der Erziehung.

Nun steht es keineswegs so, daß die Erziehung in ein Neben-

einander all dieser vielen Sondererziehungen zerfallen könnte.

Schließlich muß immer der ganze Mensch erzogen werden und, so

sagt man, er soll „harmonisch“ erzogen werden. Wie es mit dieser

„Harmonie“ beschaffen ist und welche Aufgaben sie bietet, kann

man aber nur verstehen, wenn man alle Töne, aus denen die Har-

monie bestehen soll, kennt; und wenn man insbesondere den

Grundton, auf den sie sich aufbaut, von den anderen zu unterschei-

den vermag.

Welcher ist dieser Grundton? Nun, er wird je nach der Begabung

verschieden sein. Je ausgesprochener eine bestimmte Begabung —