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Organe und Verrichtungen bewußt zu machen. (Der Geschlechtstrieb, der eine
Sonderstellung einnimmt, wird später zu erörtern sein.)
Im Instinkte finden wir den Zusammenhang mit dem Naturleben abermals,
und zwar sozusagen handgreiflich, bestätigt. Wie Zugvögel, Bienen, Ameisen,
Termiten, so zeigen auch die gewöhnlichen instinkthaften Lebensäußerungen des
Menschen überall einen Rückverbundenheitszusammenhang der Natur mit dem
Menschen an. Hier bestätigt sich unser früheres Ergebnis: daß Natur das er-
weiterte Organ des Menschen ist, und zwar weit über den Umkreis der von der
bewußten Sinnesempfindung angezeigten Rückverbundenheit hinaus. Der Instinkt
zeigt die Rückverbundenheit in einer vorbewußten Ebene an
1
.
3. Der naturverbundene Mensch
Die Wahrheit dieser Betrachtung wird auch an Menschen klar,
bei denen die bezeichneten Empfindungen eine beherrschende Rolle
spielen. Wir können sie mit Recht als naturverbundene Menschen
bezeichnen. Es sind jene, bei denen Natursinn und Naturliebe,
Beobachtungsgabe, Gabe für Naturforschung, für / Technik, aber
auch für äußerliches, Werkzeugliches Handeln höheren Stiles be-
sonders ausgebildet sind. Sie stellen sich als Menschen von inniger
Rückverbundenheit mit dem Naturleben dar. Paracelsus, Goethe,
Novalis, Eichendorff, Stifter, Schwind lassen die Tiefe dieser Ver-
bundenheit ahnen. Auch geht die Teilnahme dieser am Naturleben
über die klar abgegrenzten Empfindungen hinaus. Wir erinnern
an die wiederholt angeführten Bannzustände, z. B. an Rutengänger,
die Wasser und Metalle spüren, an die Sympathiegefühle der Seherin
von Prevorst für Steine und Kräuter
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und vieles andere.
An dem naturverbundenen Menschen wird als einem Zeugnisse
der Rückverbundenheit mit dem Leben der äußeren Welt der Sinn
der oft angeführten, aber durch den Rückverbundenheitsbegriff
neu erhellten Worte Goethes gegen Haller deutlich:
Dem Physiker.
,
1
ns Innere der Natur
1
— O du Philister —
,Dringt kein erschaffner Geist.
1
Mich und Geschwister
Mögt ihr an solches Wort
Nur nicht erinnern;
Wir denken: Ort für Ort
Sind wir im Innern ...
1
Vgl. oben S. 115 ff.
2
Siehe oben S. 120 f.
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