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besitzer und Arbeiter, weil sowohl Boden wie Arbeit beim Schutz-

system im Preise steigen; aber der Gegensatz zum Han-/ delsinter-

esse. Carey ist sonst ein Anhänger des Systems der natürlichen Frei-

heit, des Laisser-faire-Grundsatzes. — Carey hat auch eine eigene

Geld- und Kreditlehre ausgebildet.

B.

Zur Beurteilung Careys

Careys Lehre, die zum Teil aus romantischen Quellen gespeist

wird, ist voller intuitiver Geistesblitze, hat aber wenig systematische

Durcharbeitung. Sein Optimismus erscheint zwar dem Aufstreben

eines an natürlichen Hilfsmitteln überreichen Landes angemessen,

ist aber nicht in allem stichhaltig.

Der eine grundlegende Gedanke des Lehrgebäudes, daß der Boden

allem anderen Kapital gleichzustellen sei, daher wachsende Ergiebigkeit

besitze, ist nicht durchaus haltbar; der andere, daß die Macht des Men-

schen über die Natur stetig wachse, ist für sich wohl richtig, unterschätzt

aber jene Gegenkräfte, die in der wachsenden Bevölkerung, im abneh-

menden Bodenertrage und in den Schäden einer nicht organisierten

Wirtschaft (Krisen, Proletarisierung) liegen. Daher ist auch die Verall-

gemeinerung bis zu einem sozialen Optimismus und Harmonismus un-

berechtigt. — Im übrigen ist die Berichtigung Careys am strengsten

durch die Thünenschen Kreise gegeben. Wer das dort Gesagte

1

sinngemäß

anwendet, wird Wahrheit und Irrtum bei Carey leicht scheiden, der eine

Begriff: „Verhältnismäßige Nützlichkeit der Wirtschaftssysteme“ gegen-

über dem der gleichmäßigen Intensivierung, sagt alles.

Im einzelnen wäre noch folgendes anzumerken. Wohl ist es, was

den Boden betrifft, der Fall, daß alle wirtschaftlichen Güter nur geformte

Naturstoffe darstellen, der Boden ihnen daher gleich sei, wie Carey mit

L i e b i g betont; doch ist die praktische Vermehrbarkeit des Bodens

eine wesentlich geringere und von ganz anderer Art als die der meisten

beweglichen Erzeugungsmittel

2

. Da nun mit steigender Bevölkerung oft

teurere Herstellungsarten gewählt werden müssen — sei es durch Inan-

spruchnahme schlechterer Böden, entfernterer Böden, Erschöpfung der

besten Rohstofflager, oder durch abnehmend fruchtbare Kapitalaufwen-

dungen infolge Überschreitung der Optima —, so bleibt eine gewisse

Sonderstellung des Bodens vor dem beweglichen Kapital notwendig zu-

rück. Das Gesetz vom abnehmenden Ertrage gilt hier umfassender als

bei den beweglichen Erzeugungsmitteln. Carey arbeitet immer mit dem

Beweisgrund der technischen Fortschritte, die den abnehmenden Boden-

ertrag stets überkompensieren sollen. Solches trifft aber nur in gewissen

lockeren Augenblicken der Geschichte, beim großen Sprung des Über-

ganges zu neuen Systemen zu — siehe Thünens Kreise! Und dann: das

1

Siehe oben S. 135 ff.

2

Vgl. die Lehre vom abnehmenden und zunehmenden Ertrage, oben

S. 85 ff.