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Zusatz über die Wahrheit des Gedankens und die Schönheit der
Gestalt als Anzeiger der Rückverbundenheit
Unsere Darstellung rückte im empfangenden ebenso wie im ver-
arbeitenden Denken, ferner im empfangenden ebenso wie im fort-
gliedernden Gestalten die Eingebung als dasjenige in den Mittel-
punkt, was die Wahrheit des Begriffes und die Schönheit der Ge-
stalt begründet
1
. Wie verhält sich das zur herkömmlichen Auf-
fassung im Lichte der Rückverbundenheit?
Was zuerst den Begriff der W a h r h e i t anlangt, so soll nach
herkömmlicher Auffassung der Gedanke den äußeren Gegenstand
nachbilden, die Wahrheit des Gedankens soll in seiner „Überein-
stimmung mit dem Gegenstände“ bestehen.
Nun ist das, von außen her gesehen, unleugbar richtig. Es erwies
sich aber nur als die eine Seite der Sache. Geht man tiefer, so muß
man geradezu sagen: Der Gedanke bildet n i c h t die Welt nach, die
Wahrheit des Gedankens ist n i c h t Übereinstimmung mit dem
Gegenstande.
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Das tiefste Wesen des Gedankens ist, daß er das Wesen des Dinges
selbst in sich e r w e c k t .
Daher es wahrer ist zu sagen: der Gedanke sei selber das Wesen
des Gegenstandes, seine Wurzel, seine Lebensquelle, als: er stimme
mit dem Gegenstande überein. Als ob er n a c h t r ä g l i c h ,
äußerlich, je mit dem Gegenstande eine Übereinstimmung zu er-
reichen vermöchte! Der Gedanke ist kein nachträgliches Bild, das
der Denker von einem Gegenstande macht, der Denker auch keine
photographische Platte, die das Bild des Gegenstandes aufnimmt.
Der Gedanke ist auch kein Gewand, das man nachträglich den
Dingen möglichst eng anlegt, der Denker kein Schneider, der solche
Gewänder anfertigt. Wie wäre das möglich? Da könnte der Ge-
danke nur ganz zufällig gelingen, nur unter völlig unberechenbaren
Zufällen einmal mit seinem Gegenstande übereinstimmen.
Die einzige Möglichkeit, daß der Gedanke gelingen könne und
wahr sei, ist: daß er der Eingebung entstamme. Die Eingebung aber
ist ein Lebendigwerden des Gegenstandes, seines Wesensgrundes,
seiner Idee in unserem Geiste selbst.
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Siehe oben S. 71 und 88.