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führer. Als Ideenführer befaßt der menschliche Geist das Reich der
Ideen in sich, vermag es in sich wieder lebendig zu machen. Der
menschliche Geist ist im Denken der Idee Herr über ein Sein —
das er aber selbst ist. Denn die Idee ist (in Form der Eingebung) in
ihm s e l b s t zum Leben erweckt. Er empfängt ihr Sein nicht als
Fremdes von außen.
Der Mensch ist König, nicht nur in dieser, auch in jener Welt.
Aber dies Königtum will erobert sein, erobert durch innere meta-
physische Tat.
/
Darum ist der Mensch des Höchsten fähig und doch kann er am
tiefsten fallen. Überläßt er sich der Natur, dann gerät sein geistiges
Königtum, auf das er Anspruch hat, in Widerspruch mit der
Knechtschaft, in der ihn die Natur hält.
Darum rührt der Anblick eines geistentfernten Menschen Ver-
zweiflung in uns auf und Scham, während der Anblick des großen
Geistesmenschen Ahnung und Abglanz der Idee in uns hervor-
bringt.
Ist der Mensch als Ideenführer erkannt, dann löst sich auch der
Widerspruch der Sonderheit und Allgemeinheit in ihm. Der ein-
zelne Mensch ist das Individuelle, die Idee ist das Universelle.
Im Begriffe der Gliedhaftigkeit und Ganzheit wird dieser Gegen-
satz begreiflich. Denn der einzelne Mensch ist Glied. G l i e d
t r ä g t G a n z h e i t i n s i c h — d e r E i n z e l n e d a s
A l l g e m e i n e . Der Geist des Einzelnen ist daher kein Unter-
geordnetes in der Ideenwelt, sondern fähig, das Allgemeine der
Ganzheit (das Befassende der höheren Ganzheit) in sich zu er-
wecken
1
.
So ist es verständlich, daß der Mensch nur wirklich sei, nur gei-
stigen Bestand erlangt, s o f e r n e Eingebung in ihm lebendig
wird und mittelst dieser die Ideenwelt. Die Ideenwelt, die Welt der
Ganzheiten in ihrem Vorsein, sie ist der tiefste, verborgenste Besitz
des Menschen. Sie erfüllt sein Denken, Gestalten, Handeln, sie ist
es auch, welche die Eingliederung der Sinnenwelt in seinen Geist
ermöglicht
2
. Gewinnt der Mensch durch die Gezweiung seine
1
Vgl. den nächsten Abschnitt über die Rückverbundenheit im menschlichen
Gesamtgeiste, unten S. 331 ff.
2
Siehe oben S. 127.