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Das geschah in der „Psychophysik“, die Fechner (f 1887) zu be-
gründen versuchte und in der mit mechanischen Geräten arbei-
tenden „ e x p e r i m e n t e l l e n P s y c h o l o g i e“, die nament-
lich Wilhelm Wundt (
1920) ausbildete, die aber wesentlich physio-
logisch blieb, indem sie nicht mehr als Sinnesphysiologie und Sinnes-
psychologie war.
Eine Kritik der sensualistischen Assoziationslehre erübrigt sich
hier, da wir früher im einzelnen immer wieder auf sie zurück-
kamen. Der Gedanke der Assoziation ist grundsätzlich falsch. Es
ist nicht z u e r s t die Vorstellung da und d a n n ihre Verbin-
dung, sondern die Vorstellung ist nur in g l i e d h a f t e m Zu-
sammenhange. Daher ist die Verbindung (logisch) zuerst da und
dann erst ihre Glieder, die einzelnen „Vorstellungen“. Wir zeigten
oben überdies, daß es insbesondere auch im reinen Denken „Asso-
ziation“ nicht gibt, daß Assoziationserscheinungen vielmehr stufen-
weise als Unvollkommenheits- und Verfallserscheinungen zu be-
trachten seien
1
. Darum auch echte psychologische Erkenntnisse bei
allen diesen Arbeiten so gut wie nicht gewonnen wurden. Die
„naturwissenschaftlich-experimentelle Psychologie“, die aus der
Assoziationslehre folgte, ist gescheitert. Es zeigte sich, daß nicht /
nur die „experimentelle“, sondern die gesamte sensualistische See-
lenlehre überall wie der Blinde von der Farbe redet. Übrigens wird
sie in der heutigen Seelenlehre zum Teil schon abgelehnt, wenn sie
auch durchaus noch nicht überwunden ist.
6.
Leibniz (
1716)
Gegenüber dem flachen Rationalismus und Empirismus hat Leib-
niz das große Verdienst, die Seelenlehre wieder zur Metaphysik
zurückgeführt zu haben, indem er die Seele 1. als aus sich selber
tätig (spontan) auffaßt und 2. sie dadurch als eine einfache Sub-
stanz oder „Monade“ bestimmt, welche Einheit in der Mannigfal-
tigkeit ihrer Vorstellungen besitzt. Indem ausnahmslos alles Sei-
ende monadisch aufgefaßt wird, wird die Seelenlehre in den Mittel-
punkt der Metaphysik gerückt und auch wieder mit der Natur-
philosophie verbunden. Die Naturdinge sind bewußtlos und ver-
1
Siehe oben S. 75 und 77.