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alten „psychophysischen Maßmethoden“ mit rechnerischer Be-
stimmtheit der Reize und der Empfindungen zu den (unseres Er-
achtens geradezu abschreckend wesenswidrigen) Versuchen mit sinn-
losen Silben ( E b b i n g h a u s 1885) und später mit Buchstaben-
gruppen bei gleichzeitiger Aufgabenstellung ( K ü l p e ) oder der
Gewinnung eines Größenmaßes durch Wiederholungen ( A c h s
„assoziatives Äquivalent“), schließlich auch zu den Versuchen mit
sinnvollen Reizwörtern, ferner zu „Tests“ und Statistiken — das
alles ist kein Abfall vom naturwissenschaftlichen Verfahren, viel-
mehr ein krampfhafter Versuch seiner weiteren Ausbildung. Ein
Versuch, der allerdings den Stempel der Verzweiflung trägt. Ein
Aufgeben des naturwissenschaftlichen Verfahrens ist endlich auch
nicht das hölzerne Eisen eines angeblich „ganzheitlichen oder ente-
lechischen Faktors“, des „Faktors E“ von D r i e s c h (E = Ente-
lechie). Denn der Begriff eines „Faktors“ gehört dem mathemati-
schen, ursächlich-mechanischen Denken an und ist außerhalb des-
selben sinnlos.
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Bei allen diesen Verfahren wird schon an den üblichen Einschrän-
kungen klar, daß man die „Exaktheit naturwissenschaftlicher Er-
kenntnis“ im allgemeinen nicht erreichen könne. Eine Lösung der
Krise ist von ihnen nicht zu erwarten, auch dann nicht, wenn sie
die Begriffe „Gestalt“, „Gebilde“, „Gefüge“ mitverwenden. Denn
gerade dadurch stürzen sie das Verfahren in grundsätzliche Wider-
sprüche.
Erst wenn das, was bisher als selbständige „Erfahrungswissen-
schaft“ auftreten wollte, wieder zur philosophischen Geisteslehre
wird und auf einem einheitlichen Verfahren beruht, das dem
naturwissenschaftlichen planmäßig entgegengesetzt wird, erst dann
wird die Menschheit von den Irrtümern der seelenlosen Seelenlehre
befreit.
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