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als Ganzheit entspricht der Geistesgrund, und der tätige Geist dem
aus der Eingebung Ausgewirkten. Dieses Auswirken, so lehrt uns
die Ganzheitslehre im Sinne Fichtes, ist Entgegensetzen; im Sinne
der ganzheitlichen Kategorien aber ist es: Auseinanderlegen, Aus-
gliedern. Es geschieht in jener Geistesschichte, in welcher die Ein-
gebung ihre gegenständliche Konkretisierung erfährt, im Ge-
g e n s t a n d s b e w u ß t s e i n .
Kein Ausgliedern ohne Rückverbundenheit, kein Auseinander-
legen ohne Rückverbindung. Die Eingebung muß festgehalten wer-
den, die Vergegenständlichung in ihr rückverbunden bleiben. Aber
damit nicht genug: Sie muß selbst wieder zu einer einheitlichen
Gestalt zusammengefaßt werden, und zwar nicht nur im Kunst-
werke, sondern in allem geistigen Schaffen. Das lehrt uns der Schöp-
fungsgang des Geistes. Das G e s t a l t u n g s b e w u ß t s e i n ist
also recht eigentlich ein Bewußtsein des Rückverbindens. Die Ge-
staltung muß der Eingebung ebenbildlich sein. Das aber ist nur
möglich durch Rückverbindung. In der Gestaltung erst ist darum
das geistige Werk vollendet. Auch der Gedanke muß durchgestal-
tet werden.
Das V o l l k o m m e n h e i t s b e w u ß t s e i n ist nichts ande-
res als eine ständige Kontrolle der Rückverbundenheit während des
geistigen Schaffens. Es begleitet das geistige Werk als rückverbin-
dendes Gewissen und ist zu verstehen als ein Fortwirken jener ur-
sprünglichen Rückverbundenheit des Geistes im Ubersubjektiven,
das dem unoffenbaren Geistesgrunde seine Bezogenheit ins Trans-
zendente und der Eingebung den objektiven Wahrheitsgehalt ver-
leiht.
Rückverbundenheit ist vor Ausgliederung. Dies ist der erste und
oberste Vorrangsatz der Kategorienlehre. Er hat wesenhafte, nicht
zeitliche Geltung. Im Schöpfungsgange des Geistes aber wird die
Verbindlichkeit der Kategorien in einem Geistes p r o z e ß zur
höchsten Anschaulichkeit erhoben. Das System legt sich in eine
sukzessive Abfolge auseinander. Und hier erkennen wir die grund-
legende Vorrangstellung der Rückverbundenheit besonders deutlich
dadurch, daß sie nun überhaupt den Anfang macht im Schöpfungs-
gange des schaffenden Geistes, daß durch sie geistiges Wirken über-
haupt erst möglich wird. Darum steht am Anfang nicht ein konkre-
ter Setzungsakt, sondern Sammlung, Rückverbindung, womit Spann