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dem Geiste eine durchaus deduktive Einsicht gewähren zu einer

Selbsterkenntnis, die aus dem Subjektiven sich zu erheben vermag

zu jenem „Selbst“, das vom Grunde des Ich hineinweist in den

Grund der Welt.

B. Die K r ö n u n g d e r G e i s t e s l e h r e d u r c h d i e

R e l i g i o n s p h i l o s o p h i e

R e l i g i o n s - „ P s y c h o l o g i e “ im Sinne der herrschenden

Schulpsychologie ist, streng genommen, eine Contradictio in ad-

jecto. Denn diese Psychologie will Erfahrungswissenschaft sein und

ist überdies besonders darauf bedacht, ihren Gegenstand als Einzel-

fach zu betreiben, das sie vor allem frei wissen will von den „Fes-

seln“ der Philosophie, und natürlich erst recht von denen der Reli-

gion. Religion ist ja Privatsache, von der die Wissenschaft nur inso-

fern Kenntnis zu nehmen braucht, als sich irgendwelche psychologi-

schen Erscheinungen, vielleicht sogar „krankhafte“ Erscheinungen

wie etwa die Stigmatisierung, auf das religiöse Leben beziehen. Ganz

anders verhält sich grundsätzlich eine Pneumatologie, eine Geistes-

lehre, die den Einzelgeist befaßt sieht in einer höheren Geistes-

welt, zuletzt im höchsten Geist, im Absoluten. Nur durch Rückver-

bundenheit kann der Geist leben. „Re-ligio“ ist die erste und

letzte Begründung seines Wesens. Deshalb steht auch die Religions-

philosophie in einem innersten Bezug zur Geisteslehre.

Wie die Spannsche Geisteslehre klar erkennbare Keime einer Reli-

gionsphilosophie in sich birgt, so kann diese als die Krönung der

Pneumatologie angesprochen werden, und Krönung nicht nur der

Geisteslehre, sondern der ganzheitlichen Philosophie schlechthin.

Philosophie der Ganzheit ist ihrem Wesen nach Gefügelehre, sie

spürt den inneren Gliederungen des Geistes, der Natur, der Welt

nach. So wurde auch die Religionsphilosophie Spanns zu einem

System religiöser Kategorien. Als Krönung der Ganzheitslehre be-

deutet dies, daß sie die ontologischen und pneumatologischen Kate-

gorien und Gliederungen — die beiden systematischen Grundla-

gen der Ganzheitslehre — in sich befaßt und zugleich überhöht.

Es ist eine überaus lohnende Aufgabe, diese Zusammenhänge auf-

zuzeigen und dadurch die innere Geschlossenheit der Ganzheitslehre

vor Augen zu führen.

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