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bringen muß. Das Erlebnis der Gliedhaftigkeit ist ein durchaus apri-

orisches, ein uns durch die im menschlichen Geiste wirkende Welt-

ordnung eingeprägtes, das uns die keines Beweises bedürftige,

axiomatische Gewißheit gibt, daß jeder als ein bestimmtes einmali-

ges Glied in der Weltordnung einen bestimmten Platz einnimmt

und dort ihm bestimmte Aufgaben zu erfüllen hat. Dieses jeden

Solipsismus, jeden Individualismus, aber auch jeden Determinismus

ausschließende innere Urwissen sagt dem Menschen zweierlei: daß

n e b e n ihm andere Wesen seinesgleichen, für ihn seinsbestim-

mend, existieren, und daß ü b e r ihm und seinen Mitmenschen als

notwendiges Band eine geistige Welt besteht, von der sein Leben und

sein geistiges Schaffen innerlich abhängig sind. Daraus aber ergibt

sich für den subjektiven Geist ebenfalls mit apriorischer Notwen-

digkeit weiter, daß er in sich Bewußtseinsschichten finden müsse,

die auf das, was neben und über ihm ist, hingeordnet sind: das

G e z w e i u n g s b e w u ß t s e i n u n d d a s ü b e r s i n n l i c h e

B e w u ß t s e i n ; und daß der Einzelgeist nur leben kann, wenn

er aus der lebenspendenden Welt über sich immerwährende geistige

Nahrung empfängt: die E i n g e b u n g .

Diese ebenso geniale wie „selbstverständliche“ systematische Wei-

terführung der idealistischen Geisteslehre — wofür freilich schon

F i c h t e

1

u n d S c h e l l i n g den besten Ansatzpunkt gehabt

hätten in dem Begriffe der „ I n t e l l e k t u e l l e n A n s c h a u -

u n g “ — ist in der Geschichte der Philosophie einmalig und von

einer so einsichtigen Klarheit, daß nur philosophische Erlebnis-

blindheit einen Rückfall in den Empirismus möglich machen

könnte, wie er sich in der nachidealistischen Philosophie des neun-

zehnten Jahrhunderts infolge der Unvollständigkeit der idealisti-

schen Systeme leider so verhängnisvoll vollzogen hat.

Aber noch in einem anderen, in der neuzeitlichen Philosophie so

überaus bedeutsamen Zusammenhang führt die Ganzheitslehre weit

über die klassischen Lehren des deutschen Idealismus hinaus. Seit

der für die weitere Entwicklung der Philosophie grundlegenden

1

Im Kampfe gegen den Empirismus kam es F i c h t e vor allem darauf an,

die Natur, bzw. das vom Geiste erzeugte Bild der Natur, diesem entgegenzu-

setzen. Dabei wurde der Geist der Natur gegenüber als Einheit genommen und

daher das individuelle Ich wohl entscheidend vom „Nicht-Ich“, zunächst aber nicht

vom „Über-Ich“ (der Eingebungsgrundlage, dem späteren „Absoluten Ich“) ge-

schieden.