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Trennung von C o g i t a t i o und E x t e n s i o durch Descartes

mühte sich die abendländische Philosophie eigentlich vergeblich,

Geist und Leib unter eine Einheit zu bringen. Der kühne Versuch

Schellings, die Natur schlechtweg als depotenzierten Geist, damit

aber doch als Geist zu erklären, hat wohl den erkenntnistheoreti-

schen, nicht aber den ontologischen Knoten durchhauen. Eine wirk-

liche Lösung des letzteren bringt erst die Lehre von der „G e -

z w e i u n g h ö h e r e r O r d n u n g“, die in ihrer ganzen Tiefe

durch die N a t u r p h i l o s o p h i e Spanns begründet ist. Diese,

in Verbindung mit der Selbstsetzung, löst zugleich auch das Er-

k e n n t n i s p r o b l e m

1

und gibt uns das Instrument in die

Hand, mit dem wir Wahrheit und Irrtum zu scheiden vermögen in

der eigenwilligen (aber schon bei Hobbes auftauchenden) Vorstel-

lung Kantens von Raum und Zeit, womit er, beide als bloße „apri-

orische Anschauungsformen“ setzend, dem Menschengeist die Frei-

heit aus der Naturbestimmtheit zurückzugeben wähnte, die Philo-

sophie aber in eine große, bis in unsere Zeit nachwirkende Verwir-

rung gebracht hat.

Zeigen diese kurzen Hinweise

2

, wie sehr die Spannsche Geistes-

lehre die große Überlieferung bejaht und kongenial auf ihr weiter-

baut, so sollen die folgenden Zeilen darlegen, wie dieser Bau weit in

die Zukunft hineinragt, indem er die Entwicklung der modernen

Psychologie geradezu vorwegnimmt.

2. Der Phänomenalismus und seine Überwindung

Seit die Psychologie als Bewußtseinspsychologie allein darum be-

müht ist, die Tatsachen und Erscheinungen des Bewußtseins aufzu-

zeigen, ist sie zur Phänomenologie und schließlich zum P h ä n o -

m e n a l i s m u s geworden.

1

Eine

Erkenntnistheorie

hat Spann in der ersten Fassung der Pneumatologie

(Der Schöpfungsgang des Geistes, S. 284) angekündigt, diesen Plan aber nicht

weitläufig ausgeführt, weil eine ganzheitliche Erkenntnislehre in der Geistes-

lehre impliziert ist (siehe oben S. 209 und 214). So umreißen die hier (S. 123 ff.,

129, 171, 314ff., 328 und öfter) ausgesprochenen Gedanken über die Sinnesemp-

findung und den Wahrheitsgehalt einer Erkenntnis in Zusammenhalt mit dem

Raumbegriff der Naturphilosophie das Fundament einer ganzheitlichen Theorie

des Erkennens in überaus eindrucksvoller Weise. Doch kann darauf hier nicht ein-

gegangen werden.

2

Weiteres siehe unten S. 404 ff.