Table of Contents Table of Contents
Previous Page  6568 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 6568 / 9133 Next Page
Page Background

414

ganzheitlichen Ursprunges „komplexartig“ in Erscheinung treten.

Damit findet ihr scheinbar unganzheitlicher Charakter durch nähere

Untersuchung eine echt ganzheitliche Erklärung.

Die Aufnahme des G e f ü h l s b e g r i f f e s in die ganzheitliche

Pneumatologie scheint uns ein Dreifaches zu verbürgen:

1.

die Fruchtbarkeit der ganzheitlichen Kategorien auch auf die-

sem mit anderen Werkzeugen schon beackerten Felde;

2.

die Lebensnähe der ganzheitlichen Pneumatologie durch grund-

sätzliche Übereinstimmung mit der volkstümlichen und sprach-

lichen Auffassung;

3.

die Vermeidung von Klüften gegenüber den herrschenden Leh-

ren, die hinsichtlich ihrer Gefühlstheorien (selbst in ihren empiri-

stischen Prägungen) nicht grundsätzlich abgelehnt, sondern eher

überhöht erscheinen, wodurch den von ihnen Beeinflußten der Weg

zur Ganzheitslehre wesentlich erleichtert wird.

Und für den Wahrheitssucher stehen am Anfang nicht Begriffe,

sondern Gefühle, weil ja die Rückverbundenheit des Geistes den

Gang seiner Ausgliederung begründet.

Gefühle haben ihre innerste Wurzel in einer Seelenschichte, die

den Menschen nach oben bindet: im G e m ü t . Es ist ein dem Ge-

müte, nicht der klaren Begriffswelt, entsprungenes Wort, das Schlei-

ermacher die Religion schlechthin bezeichnen läßt als „das Ge-

f ü h l der Abhängigkeit“. Das Gemüt ist zugleich der Herd des

Gezweiungsbewußtseins

1

. Auch hier legt uns schon die Sprache

das Wort „Gefühl“ in den Mund, wenn wir von Erlebnissen der

Freundschaft, der Liebe, ja sogar der Natur er griff enheit sprechen.

Als G e f ü h l empfindet der Mensch eine unmittelbare Berührung

mit den Ganzheiten der diesseitigen und jenseitigen Welt.

So durften wir wohl auch mit einer Betrachtung der Gefühle die-

sen Abschnitt beschließen, der versuchte, die Gliederung der im

geistigen und im naturhaften Kosmos eingebetteten Seele, wie sie

uns in der Geschichte der Philosophie von den einzelnen Lehren

der Psychologie dargelegt wird, vom Ganzen her zu erfassen, prü-

fend auseinanderzuhalten und schließlich zu einem möglichst ein-

heitlichen Ganzen zusammenzufügen.

1

Siehe oben S. 43 f.